Dienstag, 19. Juni 2018

Alles muss sich einmal beugen...















 Alles muss sich einmal beugen…                                                               

Ich bin wieder daheim. Erinnerungen berühren mich
Es kräht der Hahn, Hunde bellen. Kinder freuen sich am Straßenrand
Alles so vertraut, als ob erst gestern. Und doch alles so endlich
Meine Gedanken erinnern an die Zeit des "Kuchenbackens“, im Sand

Im Schuppen hängen Spaten, Sense, Sichel, Haikrobscher1, Mistgabel, Rechen
Jedes Werkzeug einst seine Arbeit getan. Welch Menschenfleißes Lohn
Manche Erinnerungen mir oft, still und leise, das Herz brechen
Ich sammle sie alle ein, hebe sie auf des Himmels Wunderthron

Einzigartig damals, die Welt meiner Kinder-, Jugend- und Erwachsenenzeit
Ich habe gelebt, was die Natur uns geschenkt, spürte Menschlichkeit
Hatzfeld, Heimat vieler Generationen. Für mich, hehre Seelenzufriedenheit
Ich weine, wenn mein Herz Heimweh spürt, bin dankbar für diese reiche Zeit

Ich sehe die uralte Küchenwaage, den farbenverblassten Küchenkredenz
Hinten im Schuppen, dort in der "Sommerkich"2, so einsam alles dasteht
Der alte Wecker daneben. Das Radio, ohne weltbewegende Frequenz
Alles gesammelt als Ersatz – „Wenn mal etwas nicht mehr geht…“

Man hat gebastelt, getüftelt, probiert, repariert
Was hat man nicht alles, mit einfachsten Ideen, fertiggebracht
Zusammengenäht, geändert, Farbe auf Farbe lackiert
Und immer wieder, voller Freude, aus Alt Neu gemacht

Der alte Ofen, er steht auch noch unverändert da
Geheizt im Winter, nur wenn Besuch gekommen
Man rückte zusammen. Nur ein Zimmer geheizt. Das lag nah
Man musste sparen. Viel gab uns die Natur, manchmal auch genommen

Wenn das Grundwasser einfach skrupellos gestiegen
Und die wertvolle Ernte von einem Augenblick zum anderen dahin
Alles verfault in der Erde, das Wasser über alle Kellerstiegen
Fragte man schon: „Warum?“, „Wo ist das Ziel, der Sinn?“

Und immer wieder ging es weiter, alles wieder neu begann
Das Rad der Zeit, den Weg der Natur kann niemand aufhalten
Jedes neue Jahr mit hoffnungsvollem Frühling begann
Man wusste: Leben, Glück, Gesundheit, Heimat, sie gehören den Naturgewalten…

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
    21.08.2005
1. Haken aus Eisen an einem langen Holzstiel, um Heu aus dem Strohschober zu ziehen, portionsweise, wie viel Heu man eben für eine Tier-Mahlzeit benötigte
2. Sommerküche – da wurde im Sommer gekocht, alles Kompott für den Winter eingekocht, um die Winterküche kühl zu halten

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