Mittwoch, 8. Mai 2024

Wenn seine Gedanken gehen, geht auch mein Lebensglück

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Wenn seine Gedanken gehen, geht auch mein Lebensglück   

Wenn Alzheimer zum Schicksal wird, über zwei Jahrzehnte  

 

Tief in meiner Seele schreit ein Schmerz

Der mich bisher, in dieser Form, noch nie berührt

Es weint das Leben, die Seele, mein Herz

Warum wohl gerade mir dieses Schicksal „gebührt“

 

Warum? Warum muss ich seit Jahren mitansehen

Seine Gedanken finden ihre Wege, das Ziel nicht mehr

Vier Jahrzehnte durfte ich den Weg neben einem Genie gehen

Er kannte Weltgeschichte, die Welt, Natur, Erde, liebte abgöttisch das Meer

 

Es gab keine einzige Frage, in all den vielen Jahren

Die für ihn ohne Antwort. Ich konnte immer nur stumm staunen

Wozu wohl meine UNI-Jahre nützlich waren

Ich wusste viel, er kannte Geschichte, Leben, Natur, der Menschen Launen

 

Er war ein perfekter Menschenkenner, wie ich das noch nie erlebt

Den Menschen einmal gesehen, sprach er zu mir nur einen Satz

Der erwies sich immer als passend. Sein Herz hat still, ehrfurchtsvoll gebebt

Er sagte in hehren Augenblicken: „Du bist mein Engel, mein größter Schatz!“

 

Er hat es nicht gekannt, seine eigenen Gefühle zu direkt zu zeigen

Und doch gab es gemeinsam der großen Liebe wortlosen Stunden

Distanz war seine Devise. Er kannte es nicht, Gefühle zu zeigen

Und doch sah er klar, wo atmet Glück, wo trauernde Seelenwunden

 

Er machte aus meinem Leben eine einzigartige Schönheit

Er hielt mich fest, wie mit den Krallen des Löwen

Mein Leben war Hölle, Garten Eden, eine einzigartige Zeit

So stark im Leben. Am Meer streichelte er die hungernden, einsamen Möwen

 

Viele Jahre suchte ich einen Weg, ihn zu verstehen

Allzu geprägt war sein Charakter, seit tiefster Kriegs - Kindheit

Viele schwere Wege, Vater im Krieg verloren, vieles zu überstehen

Und oft zu spät, sah er den wahren Wert unserer gemeinsamen Zeit

 

Seine schleichende Alzheimer war es, seit er 43. Tragödie meines Lebens

Wenn der Herbst mir jetzt seine farblosen Blätter stillschweigend streut

Alles Schuften, Sparen, Hoffen, freuen auf den Lebensabend, alles vergebens

Wenn seine Gedanken gehen, das Leben mir nur noch Sinnlosigkeit streut

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                      11.12.2005

 

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