Foto:©Elisabeth Anton
Ein Holzkreuz ohne Namen
Grab des unbekannten Soldaten
Viele Tage im Jahr betet sie davor
Die alte Frau, mit Blumen in den Händen
Sie bindet diese an ein uraltes Holzkreuz
Ohne Namen, ohne Datum, nur ein Kreuz, ein Grabeshügel
Der Krieg hat es so bestimmt
Wieder ein Grab eines unbekannten Soldaten
Den keiner gekannt, der keine Papiere bei sich
Nur auf der Flucht vor dem Krieg, angeschossen, blutend am Bein
Bis er, fast leblos, niedersank, irgendwo an einer Wegkreuzung
Sein Gewehr umarmend, seine Träume verloren
Die alte Frau, damals noch jung
Versuchte zu helfen, fragte nach seinem Namen
Gab ihm Wasser, aus ihrem Feldkrug
Er nahm einen Schluck, griff nach ihrer Hand
„Grüß meine Mutter. Sag ihr, es geht mir gut.“
Und schloss die Augen für die Ewigkeit
Keiner wusste, wer er war. Man schaufelte ihm sein Grab
Ein Holzkreuz stand, Jahrzehnte, in glühender Sonne, eisigem Wind
„Kann man die Zahl der vermissten Soldaten noch zählen?“
Fragte sich die alte Frau, mit leiser Stimme
Sie faltete, mit Tränen in den Augen, ihre Hände zum Gebet
Berührte es noch einmal, das einsame Holzkreuz
Bevor sie zurück nach Hause ging
Wo die Bilder ihres Mannes, ihrer vier Söhne
An die Gräuel des Krieges erinnern
Seit auch sie in fremder Erde, fern von zuhause, schlummern
Fern der Heimat, fürs Vaterland…
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
24.09.2020
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