Dienstag, 29. September 2020

Ein Holzkreuz ohne Namen

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Ein Holzkreuz ohne Namen                       

Grab des unbekannten Soldaten

 

Viele Tage im Jahr betet sie davor

Die alte Frau, mit Blumen in den Händen

 

Sie bindet diese an ein uraltes Holzkreuz

Ohne Namen, ohne Datum, nur ein Kreuz, ein Grabeshügel

 

Der Krieg hat es so bestimmt

Wieder ein Grab eines unbekannten Soldaten

 

Den keiner gekannt, der keine Papiere bei sich

Nur auf der Flucht vor dem Krieg, angeschossen, blutend am Bein

 

Bis er, fast leblos, niedersank, irgendwo an einer Wegkreuzung

Sein Gewehr umarmend, seine Träume verloren

 

Die alte Frau, damals noch jung

Versuchte zu helfen, fragte nach seinem Namen

 

Gab ihm Wasser, aus ihrem Feldkrug

Er nahm einen Schluck, griff nach ihrer Hand

 

„Grüß meine Mutter. Sag ihr, es geht mir gut.“

Und schloss die Augen für die Ewigkeit

 

Keiner wusste, wer er war. Man schaufelte ihm sein Grab

Ein Holzkreuz stand, Jahrzehnte, in glühender Sonne, eisigem Wind

 

„Kann man die Zahl der vermissten Soldaten noch zählen?“

Fragte sich die alte Frau, mit leiser Stimme

 

Sie faltete, mit Tränen in den Augen, ihre Hände zum Gebet

Berührte es noch einmal, das einsame Holzkreuz

 

Bevor sie zurück nach Hause ging

Wo die Bilder ihres Mannes, ihrer vier Söhne

 

An die Gräuel des Krieges erinnern

Seit auch sie in fremder Erde, fern von zuhause, schlummern

 

Fern der Heimat, fürs Vaterland…

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

               24.09.2020

 

 

 

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