Foto:©Elisabeth Anton
Hatzfeld, du hast ihn
längst verloren, den letzten Tanz
Dreimal, dieses Jahr das Heimweh mich geführt
Nach Hause, in meine Heimat, mein Hatzfeld
So viel Freude habe ich noch nie gespürt
Doch dann, dann habe ich die Erinnerung gewählt
In dieser Stadt kein bekanntes Gesicht
Stundenlang irre ich durch die alten Gassen
Heimat vergessen, nein, vergessen hab´ ich dich nicht
Angst betrübt meinen Blick, von „Heimat“ nichts mehr übriggelassen
Nichts ist geblieben, von dem einst so reichen Alltagstreiben
Von den Menschen, die mich begleitet, meine Kindheit, Jugendzeit
Damals, als es hieß, gehen oder bleiben
War sie längst geprägt, meiner Heimat „Geschichte-Zeit“
Jetzt, jetzt erst kann ich begreifen, verstehen
Was meine Großmutter mir so oft erzählt
„Ihre Heimat“ hat man ihr genommen, sie musste gehen
Und immer sind es „die Großen“, die unsere Geschichte gewählt
Sie musste, nur wenige Schritte von ihrer Heimat leben
Zwischen ihr und Heimat war nur der Grenzstacheldraht
Landesgrenzen bewacht. Damit musste man damals leben
Heute verstehe ich, Großmutters Seele schmerzhafteste Naht
Hatzfeld so fremd, so kühl geworden dein Gesicht
Fremde, Fremde sind nun überall bei dir zuhaus´
Diese Geschichte begreifen, das will ich nicht
Völkerwanderungen zerstören alles – Heimat und Zuhaus
Hie und da lebt noch eine Erinnerung
Der Hl. Florian steht, wie damals, stolz in Sonne, Regen, Wind
Heimat, da hilft auch keine Hoffnung
Unsere Jahrzehnte dahin. Was war ich ein glückliches Kind
Fröhliches Treiben in den Höfen, Gärten, gepflegten Gassen
Damals, als wir noch unbeschwert in den Gassen gespielt
Hatzfeld, welch Anblick! Ich kann es kaum fassen
Wie tief und schwer das Rad der Geschichte auf dich gezielt
Zwischen neuen Fassaden nur fremdes Gesicht
Kein Lächeln von früher, kein Nachbar von damals mehr lebt
Hatzfeld, ich weiß, Geschichte aufhalten, das geht nicht
Auch wenn mein Herz im tiefsten Schmerz erbebt
Deine Gassen verstecken noch hie und da
Erinnerungen aus unserer Jahre Zeit
Drei Jahrzehnte bin ich fort, was da alles geschah
Macht traurig, obwohl es Normalität gelebter Gegenwärtigkeit
Heimat, unsere Lieder hörst du nie mehr
Deine Akazien strahlen nicht mehr in ihrem schönsten Glanz
Haus, Garten, Gassen so fremd, so menschenleer
Hatzfeld, du hast ihn längst verloren, den letzten Tanz…
©Elisabeth Anton,
Speyer / Hatzfeld
08.11.2010