Foto:©Elisabeth Anton
Die alte Bank vor dem Haus
Wir hatten kein Boot fürs Wochenende
Um rauszufahren, wo die Welt so schön
Wir hatten fleißige und sich reichende Hände
Wir konnten, ohne Termin, zu den Nachbarn gehen
Wir hatten nicht die Welt der Schönen
Glanz, Glimmer für uns, das waren Alltag, Gärten, Höfe, unsere Zeit
Alte und Kinder, wir wollten sie noch verwöhnen
Da lebte keiner in hilfloser Einsamkeit
Wir hatten Hühnerhof, Brotbackofen und Schweineställe
Holzschuppen, artesischen Brunnen, Hofbrunnen, Garten
Es gab dieses wertvolle Nachbarschaftsleben, nicht als Gefälle
Was konnten wir, auf der Großeltern weisen Worte warten
Wir kannten nicht der Freiheit Welt
Wir kannten nicht der Glitzerwelt Applaus
Wir lebten im Garten Eden unserer Heimat Hatzfeld
Wir, wir wussten sie noch zu schätzen, die alte Bank vor dem Haus
Wo man am Sonntagnachmittag ausgeruht, Ausschau hielt
Auch wochentags, für die Alten, denen das Gehen schon schwergefallen
Mit manchem Wort auf manchen gezielt
Nur Schimpfworte, Hass, hörte ich nie durch die Gassen hallen
Meine guten Zigeuner, dort an der Ecke, auch meine Nachbarsleute
Ich war bei ihnen - zu jeder Tageszeit - daheim, zuhaus´
Heimat dem Erdboden gleichgemacht, heute
Sie steht schon lange nicht mehr, die alte Bank vor dem Haus
Da wurde genäht, gelesen, gestickt, gestrickt, erzählt
Da wurde abends, bis zur Dunkelheit
Den Kindern zugeschaut, egal welches Spiel sie gewählt
Heimatjahre, welch reiche, unbezahlbare Zeit
Danach, danach stets mein Heimweh, seit Jahren
Danach sehne ich mich, hier in der Fremde, tagein, tagaus
Ob den Schwalben, dem Maulwurf zugesehen, mit dem Pferdewagen gefahren
So gerne sah ich sie, die alte Bank vor dem Haus
Lange, sehr lange, Jahrzehnte lang ist´s her
Seit ich Heimat gelebt, Geborgenheit gespürt, Elternhaus
Häuser, Gassen, Höfe verwaist, keine artesischen Brunnen mehr
Schon lange gibt es sie nicht mehr, die alte Bank vor dem Haus
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
23.06.2016
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