Samstag, 20. Oktober 2018
"Heimkehr"
„Heimkehr“
Aus der „Freiheit“ wieder zurück nach Hause - „Heimat“ besuchen (1989)
Tausend Kilometer, und noch mehr
Endlos scheinende, nie enden wollende Fahrt, Richtung Diktatur-Grenze
Mit spürbar klopfendem Pulspegel, angespannt, als ob „dem Ende“ zu begegnen
Diese Angst, dieses unbeschreibliche Gefühl, nicht „nach Hause kommen“ im Vordergrund
Nein, die Angst, den Zollgrenzpunkt nicht überqueren zu dürfen
Wieder Schikanen erleben, die noch lebhaft im Gedächtnis
Noch schlimmer, wohl überqueren dürfen, doch gleich festgenommen werden
Reise genießen, das war abrupt zu Ende, als die Grenze Rumäniens zu sehen
Auf ungarischer Seite problemloses Passieren angesagt
Um danach den Streifen „Niemandsland“ zu befahren
Um die „Kommunistenstacheldrahtgrenze“, diese gefährliche Grenze zu überqueren
Angst und Bangen zu spüren. Ohne Ton, blieb das Klirren der Knochen, der Seele
Hoffentlich geht alles reibungslos, auch wenn „SIE“ alles Mitgebrachte beschlagnahmen
Nur „heil“ überqueren. Angst dominierte, nicht die Freude, endlich Heimat wiederzusehen
So tief, heute noch, diese erlebten Schikanen einst menschenunwürdigen Taktierens
Wenn du nicht „mit geheult“, mit „diesen Krähen der Diktatur“, mit Doppelgesicht
Plötzlich Grenze, Passkontrolle, Zoll, Soldaten mit aufgepflanzten Gewehren
Standen da, unschuldig und pflichtbewusst, ihr Vaterland zu verteidigen
Grüne Uniform, ein herannahender Offizier mit gehobener Hand, das Zeichen zum Halten
Der brauchte keine Angst zu haben, weil bewaffnete Soldaten sein Schutzschild
„Pasapoartele, va rog!“, mit tiefster Stimme, zynischer Handgeste, diese Pässe zu greifen
Zitternd streckte ich meine Hand, die Pässe zu reichen, im Auto sitzenbleiben müssend
Als ob ich nie eine Sprache besessen, als ob ich, wie verloren, am Erdballrand baumelnd
Suche, ob es mich noch wirklich gibt, im starren Warten, dass die Pässe uns wiedergegeben
Zollbeamte seinem Dienst nachkommt, Diktatur in zeremonieller Härte ihr Gesicht zeigt
Der Zollbeamte erscheint, steinern sein Gesicht, ohne Wimpernzucken, ohne Lächeln
Sagte er doch, noch zynischer als der Offizier: „Deschideti portbagajul, iesiti din masina!“
Wie kalkweiße Marionetten stiegen wir aus dem Auto
Um mitzuerleben, wie alles auseinander dividiert wurde
Sitze hochgeklappt, Türverkleidungen geöffnet, jeder Koffer bis aufs letzte Stück entleert
Sichtbar für alle Anwesenden rundum
Auf einer dort, zu diesem Zwecke, hingestellten Holzlattenbankablage
„Impachetati!“ – mit nächstem zynischen Ton, nachdem ich die „vorbereiteten Geschenke“
Auf dieser Bank stehen gelassen, als ob vergessen, nur dezent darauf hingewiesen
„Duceti punga inauntru, cu asta nu e voie sä treceti granita!“
Sagte der Zollbeamte, in strengstem Ton, dass alle, die es hören konnten
Tatsächlich der Meinung waren, dass man uns was weggenommen
Nur, nur diejenigen, die Diktaturheucheleien kannten
Wussten, dass wir nun freie Fahrt, ohne Strafe, ohne Haft
Endlich auf „Heimat“, Wiedersehen, uns freuen durften, das Ursprungsziel unserer Reise
Erinnerungen aus dieser Diktatur, 36 Jahre danach, wie präsent noch immer
Wer diese wirklich erleben musste, überleben durfte, den verlassen sie nie…
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
06.01.2016
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