Irgendwann, nur noch in schweigenden Zeilen
zu lesen
Ich schließe die
Augen, öffne mein Erinnerungsbuch
Weiße Flocken
fallen leise über Hof, Haus und Garten
„Aussiedlung“ - welch
leiser, schleichender Fluch
Heimat zu opfern,
um in die Freiheit zu starten
Hinten im Hof, wo
der Gartenzaun
Ein Traumbild mit
diesem Schnee im Maschendraht
Winter in meiner
Heimat, welch Märchentraum
Alles in Schneezauber
gehüllt – ohne Dornen, ohne Naht
Eine grenzenlose
Fläche, dieser Schneedecke Glitzerwelt
Auf dem Zaunpfosten
bizarre Formen aus Schnee
Wie schön, als Großvater
beim Petroleum-Licht uns Geschichten erzählt
Wo genau zu
erkennen, was Glück, was tut weh
Im Ofen knisterte
das duftende Holz
Die Äpfel im
Bratrohr, welch Duft sie geschenkt
Was waren wir
dankbar, selbst auf die reparierten Schuhe stolz
Mit jedem Tod,
wieder eine Erinnerung im Vergessen versenkt
Wenn meine
Generation zu Grabe getragen
Wird es kaum einer
noch öffnen, das Buch der Erinnerung
Keiner stellt mehr
unbequeme Fragen
Keiner lebt mehr
Heimat wie damals, voller Stolz und Hoffnung
Hoffnung, dass es
nicht vergebens war
Heimat opfern zu
müssen, um Freiheit zu leben
Wenn der letzte
Hatzfelder einmal schreibt: „Es war!“
Wird es Hatzfeld,
nur noch im Buche der Geschichte, in schweigenden Zeilen geben
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
09.02.2019
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