Donnerstag, 21. Februar 2019

Irgendwann, nur noch in schweigenden Zeilen zu lesen










 









Irgendwann, nur noch in schweigenden Zeilen zu lesen            





Ich schließe die Augen, öffne mein Erinnerungsbuch

Weiße Flocken fallen leise über Hof, Haus und Garten

„Aussiedlung“ - welch leiser, schleichender Fluch

Heimat zu opfern, um in die Freiheit zu starten



Hinten im Hof, wo der Gartenzaun

Ein Traumbild mit diesem Schnee im Maschendraht

Winter in meiner Heimat, welch Märchentraum

Alles in Schneezauber gehüllt – ohne Dornen, ohne Naht



Eine grenzenlose Fläche, dieser Schneedecke Glitzerwelt

Auf dem Zaunpfosten bizarre Formen aus Schnee

Wie schön, als Großvater beim Petroleum-Licht uns Geschichten erzählt

Wo genau zu erkennen, was Glück, was tut weh



Im Ofen knisterte das duftende Holz

Die Äpfel im Bratrohr, welch Duft sie geschenkt

Was waren wir dankbar, selbst auf die reparierten Schuhe stolz

Mit jedem Tod, wieder eine Erinnerung im Vergessen versenkt



Wenn meine Generation zu Grabe getragen

Wird es kaum einer noch öffnen, das Buch der Erinnerung

Keiner stellt mehr unbequeme Fragen

Keiner lebt mehr Heimat wie damals, voller Stolz und Hoffnung



Hoffnung, dass es nicht vergebens war

Heimat opfern zu müssen, um Freiheit zu leben

Wenn der letzte Hatzfelder einmal schreibt: „Es war!“

Wird es Hatzfeld, nur noch im Buche der Geschichte, in schweigenden Zeilen geben



©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

         09.02.2019


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