Freitag, 30. August 2019

Es war einmal, es wird nie wieder so sein...

















 Foto:©Elisabeth Anton



Es war einmal, es wird nie wieder so sein                       

             Heimaterinnerungen





In den Schulgebäuden

Keine deutschen Klassen mehr



Auf dem Wochenmarkt

Der Reichtum des Fleißes nicht mehr daheim



Aus dem Schweinestall

Kein Grunzen mehr zu hören



Keiner öffnet mehr die vordere Stalltür

Um „das Trank“, aus dem Eimer in den Trog zu gießen



Vom Taubenschlag her

Keine Flugversuche mehr, der jungen Tauben



An der Hundekette

Zerrt keiner mehr, vor Freude



Weil die Gänse nach Hause gekommen

Die Katze sich zu ihm in seine Hütte gesellt



Das Geräusch der Holzsäge, nicht mehr zu hören

Wenn einst Großvater den Baumstamm zersägt



Vom Garten her

Kein Schubkarren mehr, kein Wasserrieseln



Die quietschende Brunnenwalze längst verrostet

Das Grundwasser auf niedrigstem Stand



Im Hühnerstall ist´s still geworden, leere Nester

Kein Laut, von eben geschlüpften Küken zu hören



Im Kuh- und Pferdestall wohnt die Stille

Die Schwalbennester schon lange verlassen



Durch die Gassen rattern sie nicht mehr

Die Pferdewagen, durch Staub und Dreck, vollbeladen



Im Winter, keine Glocken mehr zu hören

Wenn die stolzen Pferde den Schlitten gezogen



Die Handwägelchen auf dem Gehsteig

Längstens vergessen, nur noch Museumsstück



Am Brunnen, kein Gießkannengeräusch mehr zu vernehmen

Wenn viele in der Reihe gestanden, wie man gekommen



Am großen, uralten Holzklotz

Hört man niemanden mehr mit der Axt Holz spalten



In der alten Dachbodenaufgangstür

Dreht niemand mehr den großen Schlüssel um



In der Speisekammer, keine beladenen Regale mehr

Nur noch gähnende Leere überall



Die alte Gartentür quietscht nicht mehr

Weil es weder sie noch den Gartenzaun gibt



Alles eingeebnet. Restlos alles

Dem Erdboden gleichgemacht



Kein Kinderlachen mehr zu hören

Weder aus Haus, Hof, Garten, auf der Gass



Keine Bank wartet mehr vor dem Haus

Kein Kartenspiel, kein Stricken, kein Wort der Großeltern mehr



Keine Sirene mehr zu hören, wenn sie verkündet

In welchem Viertel der Stadt es brennt



Das kleine Glöckchen schweigt, das einst verkündete

Ob Frau, Mann, ob ein Kind gestorben



Die Uhr der Heimatkirche steht still

Kein Glockenschlag mehr zu hören, nicht nur zur Stunde



Überall, in dieser Stadt

Die Zeichen organisierter Aussiedlung zu sehen



Wo Fremde „Heimat“ erstickt

Weil „Heimat“ das Opfer für Freiheit war…



©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

               27.08.2019

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