Foto:©Elisabeth Anton
Es war einmal, es wird nie wieder
so sein
Heimaterinnerungen
In den Schulgebäuden
Keine deutschen Klassen mehr
Auf dem Wochenmarkt
Der Reichtum des Fleißes nicht mehr daheim
Aus dem Schweinestall
Kein Grunzen mehr zu hören
Keiner öffnet mehr die vordere Stalltür
Um „das Trank“, aus dem Eimer in den Trog zu gießen
Vom Taubenschlag her
Keine Flugversuche mehr, der jungen Tauben
An der Hundekette
Zerrt keiner mehr, vor Freude
Weil die Gänse nach Hause gekommen
Die Katze sich zu ihm in seine Hütte gesellt
Das Geräusch der Holzsäge, nicht mehr zu hören
Wenn einst Großvater den Baumstamm zersägt
Vom Garten her
Kein Schubkarren mehr, kein Wasserrieseln
Die quietschende Brunnenwalze längst verrostet
Das Grundwasser auf niedrigstem Stand
Im Hühnerstall ist´s still geworden, leere Nester
Kein Laut, von eben geschlüpften Küken zu hören
Im Kuh- und Pferdestall wohnt die Stille
Die Schwalbennester schon lange verlassen
Durch die Gassen rattern sie nicht mehr
Die Pferdewagen, durch Staub und Dreck, vollbeladen
Im Winter, keine Glocken mehr zu hören
Wenn die stolzen Pferde den Schlitten gezogen
Die Handwägelchen auf dem Gehsteig
Längstens vergessen, nur noch Museumsstück
Am Brunnen, kein Gießkannengeräusch mehr zu vernehmen
Wenn viele in der Reihe gestanden, wie man gekommen
Am großen, uralten Holzklotz
Hört man niemanden mehr mit der Axt Holz spalten
In der alten Dachbodenaufgangstür
Dreht niemand mehr den großen Schlüssel um
In der Speisekammer, keine beladenen Regale mehr
Nur noch gähnende Leere überall
Die alte Gartentür quietscht nicht mehr
Weil es weder sie noch den Gartenzaun gibt
Alles eingeebnet. Restlos alles
Dem Erdboden gleichgemacht
Kein Kinderlachen mehr zu hören
Weder aus Haus, Hof, Garten, auf der Gass
Keine Bank wartet mehr vor dem Haus
Kein Kartenspiel, kein Stricken, kein Wort der Großeltern mehr
Keine Sirene mehr zu hören, wenn sie verkündet
In welchem Viertel der Stadt es brennt
Das kleine Glöckchen schweigt, das einst verkündete
Ob Frau, Mann, ob ein Kind gestorben
Die Uhr der Heimatkirche steht still
Kein Glockenschlag mehr zu hören, nicht nur zur Stunde
Überall, in dieser Stadt
Die Zeichen organisierter Aussiedlung zu sehen
Wo Fremde „Heimat“ erstickt
Weil „Heimat“ das Opfer für Freiheit war…
©Elisabeth Anton, Speyer /
Hatzfeld
27.08.2019
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