Der letzte Blick…
Ich steh noch einmal
vor Haustür, Hof, Garten
Rebenspalier schweigt,
Aprikosenbaum auch
Hund, Katze, die
Hühner, nicht mehr warten
Aus dem Rauchfang steigt
er nicht mehr, der Silberrauch
Im Schuppen steht
kein Fahrrad, keine Leiter, kein Schubkarren mehr
Schweine- und Hühnerstall,
Dachboden, welch erdrückende Einsamkeit
Am Gartentürchen
hängt keine Sense mehr
Überall nur Stille,
Schweigen, spürbare Traurigkeit
Ein letzter Blick
über gelebtes Leben
Über Elternhaus,
Garten, welch gähnendes Schweigen
Heimat für Freiheit
aufgeben
Obwohl erahnt, wie
schwer des Heimwehs stummer Tränenreigen
Ein allerletzter
Blick, er zerbrach mich
Er nahm mir Sprache,
Leben, Heimat, Elternhaus
Generationen vertrieben,
weil damals Freiheit unmöglich
Diktaturjahre, welch
Verderben, Verbrechen, Seelenfolter, welch Graus
Der letzte Blick
erstickte Hoffnung und Herz
Ein Kapitel im Buche
meines Lebens sich leise geschlossen, ohne gewollt
Ein allerletzter
Blick, welch Traurigkeit, welch Schmerz
Heute noch zu spüren,
die Träne, die diesen Augenblick wortlos durchrollt
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
09.02.2020
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