Donnerstag, 20. Februar 2020

Der letzte Blick…




















Foto:©Elisabeth Anton


Der letzte Blick…             





Ich steh noch einmal vor Haustür, Hof, Garten

Rebenspalier schweigt, Aprikosenbaum auch

Hund, Katze, die Hühner, nicht mehr warten

Aus dem Rauchfang steigt er nicht mehr, der Silberrauch



Im Schuppen steht kein Fahrrad, keine Leiter, kein Schubkarren mehr

Schweine- und Hühnerstall, Dachboden, welch erdrückende Einsamkeit

Am Gartentürchen hängt keine Sense mehr

Überall nur Stille, Schweigen, spürbare Traurigkeit



Ein letzter Blick über gelebtes Leben

Über Elternhaus, Garten, welch gähnendes Schweigen

Heimat für Freiheit aufgeben

Obwohl erahnt, wie schwer des Heimwehs stummer Tränenreigen



Ein allerletzter Blick, er zerbrach mich

Er nahm mir Sprache, Leben, Heimat, Elternhaus

Generationen vertrieben, weil damals Freiheit unmöglich

Diktaturjahre, welch Verderben, Verbrechen, Seelenfolter, welch Graus



Der letzte Blick erstickte Hoffnung und Herz

Ein Kapitel im Buche meines Lebens sich leise geschlossen, ohne gewollt

Ein allerletzter Blick, welch Traurigkeit, welch Schmerz

Heute noch zu spüren, die Träne, die diesen Augenblick wortlos durchrollt



©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                 09.02.2020












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