Sonntag, 27. September 2020

Tränenperlenketten


 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Tränenperlenketten                                 

 

Wieder ein Tag. Sie hält ihren Rosenkranz immer in der Hand

Sie weint, sie grüßt, mit vorbeigehenden Kindern sie erzählt

Ihr Mann, ihre Söhne, sie ruhen im fremden Land

Das Schicksal hat für alle die grauenvolle Front gewählt

 

Der Krieg, er hat ihr alles genommen, alles zerstört

Das Leben vieler Familien – ob Mann, Frau, Mutter, ob Kind

Wenn sie abends das Glockenläuten hört

Schickt sie ihre Tränen in die Welt, mit dem Wind

 

„Grüßt mir meine Lieben in fremder Erde, fremdem Land

Streichelt ihr schweigendes Gesicht

Umarmt sie, jede, jede kalte Hand

Sagt ihnen, vergessen werde ich sie nicht.“

 

Und wenn sie ihren Gruß geschickt in die Welt

Schließt sie die Fenster, die dunkelgrünen „Holzspaletten“

Betet. Dann, Herrgott und Maria zum Petroleumlicht gestellt

Umarmt ihre Traurigkeit, ihren Schmerz, mit ihren Tränenperlenketten

 

Am Fenster, dort am Fenster, sitzt sie heute nicht mehr

Die alte Frau mit weißem Haar, vom Schicksal zutiefst berührt

Ihr Haus, Garten, Hof, ihr Leben, schon lange alles dahin, alles leer

Die Tragödie an der Front nahm ihr alles, hat für sie Regie geführt

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

              23.09.2020

 

 

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