Foto:©Elisabeth Anton
Tränenperlenketten
Wieder ein Tag. Sie hält ihren Rosenkranz immer in der Hand
Sie weint, sie grüßt, mit vorbeigehenden Kindern sie erzählt
Ihr Mann, ihre Söhne, sie ruhen im fremden Land
Das Schicksal hat für alle die grauenvolle Front gewählt
Der Krieg, er hat ihr alles genommen, alles zerstört
Das Leben vieler Familien – ob Mann, Frau, Mutter, ob Kind
Wenn sie abends das Glockenläuten hört
Schickt sie ihre Tränen in die Welt, mit dem Wind
„Grüßt mir meine Lieben in fremder Erde, fremdem Land
Streichelt ihr schweigendes Gesicht
Umarmt sie, jede, jede kalte Hand
Sagt ihnen, vergessen werde ich sie nicht.“
Und wenn sie ihren Gruß geschickt in die Welt
Schließt sie die Fenster, die dunkelgrünen „Holzspaletten“
Betet. Dann, Herrgott und Maria zum Petroleumlicht gestellt
Umarmt ihre Traurigkeit, ihren Schmerz, mit ihren Tränenperlenketten
Am Fenster, dort am Fenster, sitzt sie heute nicht mehr
Die alte Frau mit weißem Haar, vom Schicksal zutiefst berührt
Ihr Haus, Garten, Hof, ihr Leben, schon lange alles dahin, alles leer
Die Tragödie an der Front nahm ihr alles, hat für sie Regie geführt
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
23.09.2020
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