Dienstag, 29. Dezember 2020

Schicksalstragödien von der Front

 


 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Schicksalstragödien von der Front                            

 

Sie sitzt am Fenster

Neben ihr, eine Petroleumlampe

Ohne Licht

 

Weil sie zu den Sternen schaut

Ihre Hände gefaltet zum Gebet

In der Hoffnung, ein Wunder geschieht

 

Dass ER doch noch

Eines Tages von der Front zurückkehrt

 

Nach Hause, zu ihr

So ihre Gedanken

Jeden Abend, am Fenster betend

 

Sie gab die Hoffnung nie auf

Dass ein Wunder geschieht

Ihre Gebete allabendlich zur gleichen Zeit

 

Bis, eines Abends, nach Jahren

Zwei Schatten sich Richtung Tür bewegen

Ein leises Klopfen zu hören

 

Sie stürmt zur Tür

Ohne Schuhe, voller Hoffnung

Ein Mann in zerrissenen Kleidern

 

Steht vor ihr

Daneben noch einer

Eine leere Wasserflasche in seiner zitternden Hand

 

Mit leiser Stimme sagt er

„Bitte, Wasser für uns zwei.“

Sie erkennt ihren Mann

 

ER war zurück, von der Front

Sein Freund ihn nach Hause, vor die Tür gebracht

Dann sank er nieder, mit den Worten

 

„Ich kann nicht mehr, ER ist erblindet

Pass auf ihn auf, ich kann nicht mehr.“

Die letzten Worte, bevor das Leben den Freund verließ…

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                 17.10.2020

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