Foto:©Elisabeth Anton
Schicksalstragödien von der Front
Sie sitzt am Fenster
Neben ihr, eine Petroleumlampe
Ohne Licht
Weil sie zu den Sternen schaut
Ihre Hände gefaltet zum Gebet
In der Hoffnung, ein Wunder geschieht
Dass ER doch noch
Eines Tages von der Front zurückkehrt
Nach Hause, zu ihr
So ihre Gedanken
Jeden Abend, am Fenster betend
Sie gab die Hoffnung nie auf
Dass ein Wunder geschieht
Ihre Gebete allabendlich zur gleichen Zeit
Bis, eines Abends, nach Jahren
Zwei Schatten sich Richtung Tür bewegen
Ein leises Klopfen zu hören
Sie stürmt zur Tür
Ohne Schuhe, voller Hoffnung
Ein Mann in zerrissenen Kleidern
Steht vor ihr
Daneben noch einer
Eine leere Wasserflasche in seiner zitternden Hand
Mit leiser Stimme sagt er
„Bitte, Wasser für uns zwei.“
Sie erkennt ihren Mann
ER war zurück, von der Front
Sein Freund ihn nach Hause, vor die Tür gebracht
Dann sank er nieder, mit den Worten
„Ich kann nicht mehr, ER ist erblindet
Pass auf ihn auf, ich kann nicht mehr.“
Die letzten Worte, bevor das Leben den Freund verließ…
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
17.10.2020
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen