Sonntag, 3. Januar 2021

Deiner Heimat halte Wacht

 


 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Deiner Heimat halte Wacht                                           

 

Das alte Mühlenrad dreht sich nicht mehr

Das „Pumphaus“ hat schon lange seinen Wert verloren

So viele Häusergiebel verändert, mancher Hof dahinter leer

Alles anders, da, wo ich einst ward geboren

 

Der alte Bahnhof, versucht sein Gesicht zu wahren

Der letzte Schornstein raucht auch nicht mehr

Seit man die Ziegelei, Hanffabrik, dem Boden erdgleich gefahren

Stehen nicht mal mehr Ruinen, alles seelenleer

 

Man hat Jahrhundertwerke eiskalt zerstört

Weil man Gefühl von Heimat und Achtung nie gekannt

Man hat nur die Macht der Zerstörung erhört

Den Schaden des Verbrechens einfach verkannt

 

Wo sind die alten Erinnerungen geblieben

Wo sind die Kinderträume, die einst in Hatzfeld geboren

In der Geschichte, schon so viele Völker vertrieben

Zu viele haben Heimat, alles, restlos alles verloren

 

Stoppt denn keiner auf dieser Welt der Mächtigen Wahn

Es kann doch nicht jeder übersehen, was Heimat wirklich heißt

Wo ist er hin, der Zauber vom artesischen Brunnen an der Neuen Bahn

Schandtaten ohne Ende, wenn dieser Strom nicht mal für immer reißt

 

An jeder Ecke ein artesischer Brunnen uns Trinkwasser geschenkt

Einfach tief in die Erde gebohrt, und der Reichtum uns allen beschieden war

Ich weiß nicht, wer dieses unglaubliche Schicksal lenkt

Alles kaputt gemacht, jeden Brunnen. Überall nur noch: „Er war…“

 

Die vielen Pferde, wenn die Fiaker durch die Gassen fuhren

Jeder war fähig, sein Trinkwasser selbst nach Hause zu tragen

Im Winter, da hinterließ der Pferdeschlitten seine Spuren

Heute, ich weiß nicht mehr, was soll ich mich noch fragen

 

Müller, Bäcker, Schuster, Schneider, Zimmermann, Schreiner, Metzger, viele mehr

Waren da, wenn man die Kunst ihres Handwerks gebraucht

Heute? Heute alles so menschlichkeitsfremd, so öd, so leer

Der letzte Schornstein der Ziegelei seit Jahren nicht mehr raucht

 

Ein grenzenloser Vernichtungswahn habgieriger Herzlosen

Hat das Bild meiner Heimat, rücksichtslos, einfach zerstört

Irgendwann, irgendwann wird auch das Leid der Heimatlosen

Vom Himmel da oben nicht mehr übersehen, nicht mehr überhört

 

Mensch, schenke Achtung deiner Heimat, deiner Ahnen fleißigen Hände

Sie haben geschuftet, dass dir heute ein besonderes Glück beschert

Lass Hatzfeld nicht verschwinden, auch wenn Heimat schon lange zu Ende

Die Habgier der Mächtigen hat schon immer, wenn auch zu spät, vieles gelehrt

 

Wenn das Handwerk stirbt und der Menschheit Gefühl für Heimat

Wenn keiner mehr für die Schönheiten seiner Heimat Wache steht

Dann wird aus Heimat bald eine leere, eine fremde Stadt

Und „Heimat“, nur noch im Buche deiner Erinnerung zu lesen steht

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                   16.05.2003

 

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