Foto:©Elisabeth Anton
Deiner Heimat halte Wacht
Das alte Mühlenrad dreht sich nicht mehr
Das „Pumphaus“ hat schon lange seinen Wert verloren
So viele Häusergiebel verändert, mancher Hof dahinter leer
Alles anders, da, wo ich einst ward geboren
Der alte Bahnhof, versucht sein Gesicht zu wahren
Der letzte Schornstein raucht auch nicht mehr
Seit man die Ziegelei, Hanffabrik, dem Boden erdgleich gefahren
Stehen nicht mal mehr Ruinen, alles seelenleer
Man hat Jahrhundertwerke eiskalt zerstört
Weil man Gefühl von Heimat und Achtung nie gekannt
Man hat nur die Macht der Zerstörung erhört
Den Schaden des Verbrechens einfach verkannt
Wo sind die alten Erinnerungen geblieben
Wo sind die Kinderträume, die einst in Hatzfeld geboren
In der Geschichte, schon so viele Völker vertrieben
Zu viele haben Heimat, alles, restlos alles verloren
Stoppt denn keiner auf dieser Welt der Mächtigen Wahn
Es kann doch nicht jeder übersehen, was Heimat wirklich heißt
Wo ist er hin, der Zauber vom artesischen Brunnen an der Neuen Bahn
Schandtaten ohne Ende, wenn dieser Strom nicht mal für immer reißt
An jeder Ecke ein artesischer Brunnen uns Trinkwasser geschenkt
Einfach tief in die Erde gebohrt, und der Reichtum uns allen beschieden war
Ich weiß nicht, wer dieses unglaubliche Schicksal lenkt
Alles kaputt gemacht, jeden Brunnen. Überall nur noch: „Er war…“
Die vielen Pferde, wenn die Fiaker durch die Gassen fuhren
Jeder war fähig, sein Trinkwasser selbst nach Hause zu tragen
Im Winter, da hinterließ der Pferdeschlitten seine Spuren
Heute, ich weiß nicht mehr, was soll ich mich noch fragen
Müller, Bäcker, Schuster, Schneider, Zimmermann, Schreiner, Metzger, viele mehr
Waren da, wenn man die Kunst ihres Handwerks gebraucht
Heute? Heute alles so menschlichkeitsfremd, so öd, so leer
Der letzte Schornstein der Ziegelei seit Jahren nicht mehr raucht
Ein grenzenloser Vernichtungswahn habgieriger Herzlosen
Hat das Bild meiner Heimat, rücksichtslos, einfach zerstört
Irgendwann, irgendwann wird auch das Leid der Heimatlosen
Vom Himmel da oben nicht mehr übersehen, nicht mehr überhört
Mensch, schenke Achtung deiner Heimat, deiner Ahnen fleißigen Hände
Sie haben geschuftet, dass dir heute ein besonderes Glück beschert
Lass Hatzfeld nicht verschwinden, auch wenn Heimat schon lange zu Ende
Die Habgier der Mächtigen hat schon immer, wenn auch zu spät, vieles gelehrt
Wenn das Handwerk stirbt und der Menschheit Gefühl für Heimat
Wenn keiner mehr für die Schönheiten seiner Heimat Wache steht
Dann wird aus Heimat bald eine leere, eine fremde Stadt
Und „Heimat“, nur noch im Buche deiner Erinnerung zu lesen steht
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
16.05.2003
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