Freitag, 3. September 2021

In Gedanken zuhause


 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

In Gedanken zuhause                            

 

Heftiger Wind wiegt die Baumkronen

Der Morgen schiebt die Nacht zur Seite

Meine Tauben daheim, wo sie wohl wohnen

Generationen wechseln, suchen das Weite

 

Wo sind die Menschen aus den Gassen

Denen ich über Jahrzehnte mit „Grüß Gott!“ begegnet

Was hat diese Völkerwanderung nur übriggelassen

Ich steh am Gassentor. Es regnet

 

Ich schau zur Hutwett, zum Kanalrand

Fremde Weite bis zum Horizont

Kein Nachbar reicht mir seine Hand

Viele gestorben, „der Rest“, verteilt in der Welt wohnt

 

Keiner sitzt mehr auf seiner alten Bank vor dem Haus

Und freut sich, wenn wir aus der Schule kamen

Uns zu begrüßen, fragend, ob die Schule schon aus

Aus dem Nachbarhaus der Duft von gerösteten Sonnenblumensamen

 

Keiner winkt mir zu, von der anderen Straßenseite

Mit seinem krummen Stock, der ihm Gehhilfe war

Man begrüßte sich, damals. Heute, nur fremde Weite

Was war es daheim so schön, das ganze Jahr

 

Als Kind, trugen wir den Brotteig zum Bäcker

Ob zu Fuß, mit dem Schubkarren oder Fahrrad

Keiner gestört vom Hahnenkrähen, unser Wecker

Es drehte sich so menschlich, unseres Alltags schlichtes Rad

 

Was waren wir glücklich und froh

Brachte der Nikolaus uns Äpfel, Nüsse, neue Strümpfe, ganz bunt

Dafür waren wir fleißig, streuten dem Vieh frisches Stroh

Im Sommer fischten wir die Algen für die Enten. Es war kunterbunt

 

Und fuhren die Pferdeschlitten zur Weihnachtszeit

Das war für mich Märchenland pur

Erinnerungen, ihr bleibt meines Heimwehs Heiligkeit

Ich vermisse diese Jahrzehnte daheim, mitten in der Natur

 

Niemand sitzt mehr auf der Bank vor dem Haus

Bis spät am Abend, spät in die Nacht

Zum fröhlichen Wochenendplausch

Niemand zeigt mir, wo eben „der Große Wagen“ uns angelacht

 

Niemand mehr, zeigt mir den Abendstern

Den Großen Bären, den Kleinen und Großen Wagen

Heimat, du bist so nah und doch so fern

Es gibt keine Antwort auf manche Fragen

 

Es war so wunderschön, eben, zu träumen

Wenige Minuten nur, durch die Erinnerungen in der Heimat zu gehen

Ich weiß, mein Herrgott, er ließ mich nichts versäumen

Er lässt mich, heute noch, mit meinem Heimweh vor edlen Erinnerungen stehen

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                  23.12.2012

 

 

 

 

 

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