Foto:©Elisabeth Anton
In Gedanken zuhause
Heftiger Wind wiegt die Baumkronen
Der Morgen schiebt die Nacht zur Seite
Meine Tauben daheim, wo sie wohl wohnen
Generationen wechseln, suchen das Weite
Wo sind die Menschen aus den Gassen
Denen ich über Jahrzehnte mit „Grüß Gott!“ begegnet
Was hat diese Völkerwanderung nur übriggelassen
Ich steh am Gassentor. Es regnet
Ich schau zur Hutwett, zum Kanalrand
Fremde Weite bis zum Horizont
Kein Nachbar reicht mir seine Hand
Viele gestorben, „der Rest“, verteilt in der Welt wohnt
Keiner sitzt mehr auf seiner alten Bank vor dem Haus
Und freut sich, wenn wir aus der Schule kamen
Uns zu begrüßen, fragend, ob die Schule schon aus
Aus dem Nachbarhaus der Duft von gerösteten Sonnenblumensamen
Keiner winkt mir zu, von der anderen Straßenseite
Mit seinem krummen Stock, der ihm Gehhilfe war
Man begrüßte sich, damals. Heute, nur fremde Weite
Was war es daheim so schön, das ganze Jahr
Als Kind, trugen wir den Brotteig zum Bäcker
Ob zu Fuß, mit dem Schubkarren oder Fahrrad
Keiner gestört vom Hahnenkrähen, unser Wecker
Es drehte sich so menschlich, unseres Alltags schlichtes Rad
Was waren wir glücklich und froh
Brachte der Nikolaus uns Äpfel, Nüsse, neue Strümpfe, ganz bunt
Dafür waren wir fleißig, streuten dem Vieh frisches Stroh
Im Sommer fischten wir die Algen für die Enten. Es war kunterbunt
Und fuhren die Pferdeschlitten zur Weihnachtszeit
Das war für mich Märchenland pur
Erinnerungen, ihr bleibt meines Heimwehs Heiligkeit
Ich vermisse diese Jahrzehnte daheim, mitten in der Natur
Niemand sitzt mehr auf der Bank vor dem Haus
Bis spät am Abend, spät in die Nacht
Zum fröhlichen Wochenendplausch
Niemand zeigt mir, wo eben „der Große Wagen“ uns angelacht
Niemand mehr, zeigt mir den Abendstern
Den Großen Bären, den Kleinen und Großen Wagen
Heimat, du bist so nah und doch so fern
Es gibt keine Antwort auf manche Fragen
Es war so wunderschön, eben, zu träumen
Wenige Minuten nur, durch die Erinnerungen in der Heimat zu gehen
Ich weiß, mein Herrgott, er ließ mich nichts versäumen
Er lässt mich, heute noch, mit meinem Heimweh vor edlen Erinnerungen stehen
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
23.12.2012
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