Foto:©Elisabeth Anton
„Heute schon was geschrieben?“
„Hast du heute schon was geschrieben?“
Fragte mich Großvater über Tag und Jahr
So viele meiner Gedichte nur als Asche verblieben
Dort, dort wo einst meine Heimat war
Geschrieben in der Stille, für die Zerstörung
Weil es nicht möglich, sie preiszugeben, die Wahrheit
Diktaturzeit in meiner Heimat, welch Erinnerung
Wie schwer es oft auch war, es gab „Heimatgeborgenheit“
„Ich habe heute noch nicht geschrieben
Die Wahrheit erdrückt mich, mit jedem Tag, jeder Stunde
Welch Erinnerungen mir auch geblieben
Keiner kann sie heilen, diese Wunden.“
14.000 Gedichte, im lodernden Flammenschein
Jedes Knistern, meiner Worte Scherben
Diktaturzeit, welch besonderes Dasein
Man darf der Gedanken Wahrheit nicht vererben
„Nein, heute noch kein Gedicht geschrieben.“
Dann streichelte Großvater mir schweigend übers Haar
„Zu viele schon für die Flammen geblieben
Leider! Die Zeiten sind wie sie sind, und alles ein „Es war…“
Und schweigend schaute er über Haus, Hof und Garten…
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
29.01.2022
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