Foto:©Elisabeth Anton
Hilflos im tiefsten Leid
Wenn Alzheimer dein Schicksal
So schwer war sie, damals, diese Zeit
Zu sehen, dass Alzheimer dein Leben zerstört
Obwohl du sie noch gelebt, die Dankbarkeit
Nur deine Gedankenwelt die Orientierung nicht mehr erhört
Du siehst nicht mehr, dass du in unserem Haus
Du weißt nicht mehr, wo bestimmte Räumlichkeiten sind
Du nimmst sie noch wahr, die Liebe, Nähe und Applaus
Nur Orientierung, manche Erinnerung, längst berührt vom Zerstörungswind
Wie grauenvoll, wie kraftraubend, wie traurig, mitanzusehen
Dass du nicht mehr siehst, dass du bei uns zuhause bist
Du kannst nicht mehr allein durch diese Zeiten gehen
Du lebst weder Hoffnung noch einst geliebte Zuversicht
Ist die Angst dir manchmal doch sehr nah
Rufst du verzweifelt nach mir, ohne zu erkennen
Dass die Toilette nebenan, ganz nah
Oft kannst du meinen Namen nicht mehr nennen
Du stehst da, quälst dich sichtbar
„Ich kann einfach das richtige Wort nicht finden!“
Sagst du zu mir. Ich tröste dich, sage dir, welch Wort es war
Du, du kannst die Zusammenhänge nicht mehr logisch verbinden
Deine Orientierung von der Alzheimer dir genommen
Erinnerungen, nach und nach verschwunden
Wenn ich nach dir gerufen, hast du mich in die Arme genommen
Du dachtest, du konntest mich endlich wiederfinden
„Wie gut, dass ich dich gefunden
Seit Tagen suche ich nach dir
Du hast mir doch meinen kranken Finger verbunden
Ich bin so froh, dass du wieder hier, bei mir.“
Dann, dann gehst du zu „deinem Platz“ am Tisch
Gedankenverloren, traurig, so tief traurig dein Blick
Du erzählst nichts mehr von Naturwunder, ob Taube, ob Fisch
Du kannst nicht mehr immer ins Jetzt zurück
Irgendwo, da befindet sich „deine Welt“
Doch ohne meine Nähe willst du nicht mehr sein
„Wenn du bei mir, weiß ich, wie gut ich gewählt
Dich zu meiner Frau, weil du, du lässt mich nie allein.“
Vom Nichts, vom schmerzhaften Vergessen, ins tiefste Gefühlsleben
Von kleinen Freuden im Nu, in unergründbare Leere zurück
Mein Augenlicht hätte ich dafür gegeben
Für Dein Leben, unsere Zeit, unser einst gelebtes Glück
Ich konnte nicht helfen, nur umarmen, lindern. Musste hilflos mitansehen
Wie Alzheimer dein Menschsein, deine Genialität zu Grabe getragen
Hilflos, im tiefsten Schmerz verzweifelt, musste ich mitansehen
Wie du im Frühling deines Herbstes gehen musst, ohne Antwort auf meine Fragen
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
15.11.2017
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