Sonntag, 6. Februar 2022

Hilflos im tiefsten Leid


 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Hilflos im tiefsten Leid

Wenn Alzheimer dein Schicksal                                                   

 

So schwer war sie, damals, diese Zeit

Zu sehen, dass Alzheimer dein Leben zerstört

Obwohl du sie noch gelebt, die Dankbarkeit

Nur deine Gedankenwelt die Orientierung nicht mehr erhört

 

Du siehst nicht mehr, dass du in unserem Haus

Du weißt nicht mehr, wo bestimmte Räumlichkeiten sind

Du nimmst sie noch wahr, die Liebe, Nähe und Applaus

Nur Orientierung, manche Erinnerung, längst berührt vom Zerstörungswind

 

Wie grauenvoll, wie kraftraubend, wie traurig, mitanzusehen

Dass du nicht mehr siehst, dass du bei uns zuhause bist

Du kannst nicht mehr allein durch diese Zeiten gehen

Du lebst weder Hoffnung noch einst geliebte Zuversicht

 

Ist die Angst dir manchmal doch sehr nah

Rufst du verzweifelt nach mir, ohne zu erkennen

Dass die Toilette nebenan, ganz nah

Oft kannst du meinen Namen nicht mehr nennen

 

Du stehst da, quälst dich sichtbar

„Ich kann einfach das richtige Wort nicht finden!“

Sagst du zu mir. Ich tröste dich, sage dir, welch Wort es war

Du, du kannst die Zusammenhänge nicht mehr logisch verbinden

 

Deine Orientierung von der Alzheimer dir genommen

Erinnerungen, nach und nach verschwunden

Wenn ich nach dir gerufen, hast du mich in die Arme genommen

Du dachtest, du konntest mich endlich wiederfinden

 

„Wie gut, dass ich dich gefunden

Seit Tagen suche ich nach dir

Du hast mir doch meinen kranken Finger verbunden

Ich bin so froh, dass du wieder hier, bei mir.“

 

Dann, dann gehst du zu „deinem Platz“ am Tisch

Gedankenverloren, traurig, so tief traurig dein Blick

Du erzählst nichts mehr von Naturwunder, ob Taube, ob Fisch

Du kannst nicht mehr immer ins Jetzt zurück

 

Irgendwo, da befindet sich „deine Welt“

Doch ohne meine Nähe willst du nicht mehr sein

„Wenn du bei mir, weiß ich, wie gut ich gewählt

Dich zu meiner Frau, weil du, du lässt mich nie allein.“

 

Vom Nichts, vom schmerzhaften Vergessen, ins tiefste Gefühlsleben

Von kleinen Freuden im Nu, in unergründbare Leere zurück

Mein Augenlicht hätte ich dafür gegeben

Für Dein Leben, unsere Zeit, unser einst gelebtes Glück

 

Ich konnte nicht helfen, nur umarmen, lindern. Musste hilflos mitansehen

Wie Alzheimer dein Menschsein, deine Genialität zu Grabe getragen

Hilflos, im tiefsten Schmerz verzweifelt, musste ich mitansehen

Wie du im Frühling deines Herbstes gehen musst, ohne Antwort auf meine Fragen

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                  15.11.2017

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

WER, WER erlaubt es IHNEN, all das Töten, Zerstören

                  Foto: ©Elisabeth Anton     WER, WER erlaubt es IHNEN, all das Töten, Zerstören            SIE töten, sie vernichten ...