Freitag, 11. Februar 2022

Zu viele Menschen, die edlen Werte längst vergessen


 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Zu viele Menschen, die edlen Werte längst vergessen                                 

 

Eine Bettlerin sitzt vor einer Hauswand

Dürftig gekleidet, mitten in der belebten Stadt

Zitternd streckt sie ihre frierende Hand

Kaum einer noch einen Blick für sie hat

 

Sie kniet auf einem Stück Karton

Handschuhe hat sie nicht

Wie grau er geworden, der sinkende „Herzensgüte-Ton“

Man eilt vorbei, man sieht die Frau nicht

 

Ich stelle mich an die Ecke, unweit

Von dieser frierenden Bettlerin

Was ist nur aus der Menschheit geworden, in jetziger Zeit

Kaum einer noch ein Herz für die Not, weder Auge noch Sinn

 

Ich harre aus, bleibe stehen

Zähle die Menschen, 120 an der Zahl

Die in wenigen Minuten an dieser Bettlerin vorbeigehen

Blind vor ihrer Not, ihrem Leid, ihrer Qual

 

Ich schlucke, atme, Tränen fallen

Ich verstehe unsere heutige Welt nicht mehr

Für jeden Hilfesuchenden der Welt, unsere Taler hallen

Nur unsere Kinder in Armut, unsere Bettler, die sieht keiner mehr

 

Ich habe nicht viel, aber genug zum Teilen

Ich suche im Geldbeutel, kein Kleingeld, mein letzter Schein

Ich geh zu ihr, will kurz verweilen

Schenke ihr das Geld. Was kann sie sprachlos glücklich sein

 

Sie nimmt, so zaghaft, meine Hand

Küsst sie, hält sie fest in ihren frierenden Händen

Ihre Tränen fallen wie im Orkan der Sand

Es schweigt die Welt, an allen Enden

 

„Ich werde für dich beten, jeden Tag“, sagte sie zu mir

„So viel hat mir noch nie jemand gegeben

Gott möge dich begleiten, ob dort, ob hier

Möge es schön sein, dein Leben.“

 

Sie schüttelte ihr Haupt, ich sah ihre Tränen

Aus meiner Tasche nahm ich noch ein eben gekauftes Brot

Sie umarmte den Laib, benetzt von ihren Tränen

Wie arm unsere Welt, wie groß mancher Menschen Not

 

Ich winke ihr noch einmal zu, muss weitergehen

Tränen versperren mir den Blick

„Wenn die Menschheit nicht aufwacht, wird sie untergehen.“

Denke ich im wortlosen Schweigen, schau ein letztes Mal zu dieser Frau zurück

 

Sie umarmte den Brotlaib, küsste den Geldschein

Das Glitzern ihrer Tränen, wie Sternenschein

Wir sind doch so sterblich, so winzig klein

Und dennoch, kaum einer will noch gütig sein…

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                   05.02.2018

 

 

 

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