Foto:©Elisabeth Anton
Und das alles war mal „Heimat“
Ein Ort, ein Elternhaus, Kindheit, Jugend, Hochzeit
Gärten voller Blumen, Vieh in den Höfen
Der Taubenschlag in manchem Hof, der Hofbrunnen
Blühende Akazienalleen, in den Gassen spielende Kinder
Bellende Hunde, Hahnenkrähen, die alte Bank vor dem Haus
Großvater zerschneidet die Baumstämme, dass es Holz für den Winter gibt
Neben Maisstängelgarben und Maiswurzeln
Die den Ofen und Wasserkessel heizen konnten
Eine Heimatkirche, ein Heimatfriedhof, der Hl. Florian, mitten in der Stadt
Chöre, Feuerwehrkapelle, „Brotsack-Ball“, zwei Kinos, das Spital, Kulturhaus
Und nicht zu vergessen, all die Handwerksbetriebe
Wo handwerkliche Talente Schönheit und Wohlstand für den Alltag gebracht
Der Schuster, wo es nicht nur Reparaturen
Sondern auch die Maßschuhe für jede Jahreszeit gegeben
Die Schneiderin, der Schneider, die aus jedem Stoff ein Traum gebastelt
Tischler, Maurer, Zimmermann, Hufschmied, Buchdruckerei,
Metzger in jeder „Fleischbank“, die vielen Fabriken in meiner Heimat
Schuh-, Hut-, Knopf-, Hanf- und die Ziegelfabrik, Tischlerei
Und die gute alte Mühle, über 100 Jahre alt
Die einst, für alle in der Stadt und Umgebung
Das Getreide gemahlen, für Mensch und Vieh
Der alte Bahnhof, die Sirene, Kanal rund um die Stadt
Und fast an jeder Ecke, diese unbezahlbaren artesischen Brunnen
Die Pferdewagen in den Gassen, der Fiaker, mit seinen geschmückten Pferden
Die Pferdeschlitten im Winter, mit ihren Glocken
Und nicht zu vergessen, „der Totenwagen“
Eine Erinnerung an Zeiten, wo man Brauchtum noch geschätzt
In dieser „Prachtkutsche“ mit gläsernen Seitenwänden
Wurden die Verstorbenen von zuhause bis zum Friedhof gefahren
Die Blumenkränze hingen seitlich am Wagen, lagen auf dem Sarg
Die Musikkapelle, der Chor, sie sangen ihre Lieder
Der Pfarrer hielt seine Predigt, unterschiedlich von Beerdigung zu Beerdigung
Genau wie auch die Anzahl der Pferde vor dem „Totenwagen“
Bei „Reichen“ oder bei einer stadtbekannten Persönlichkeit
Wurden bis zu acht Pferde vor „den Totenwagen“ gespannt
Die nahen Verwandten folgten hinter dem Totenwagen
Alle anderen auf dem Gehweg neben der Häuserzeile
Und am Abend, ging die Sonne im Westen unter
Mit ihrem erhabenen Abendrot umarmte sie, ein letztes Mal, den Heimatfriedhof
Die Gassen meiner Heimat, die drei Kirche, die Kapelle
Und das alles war mal „Heimat“, meine Heimat Hatzfeld…
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
06.06.2022
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