Samstag, 2. März 2024

„Diese Straße“, „dieses Gebäude“, ich will sie nie mehr sehen, nie mehr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

„Diese Straße“, „dieses Gebäude“, ich will sie nie mehr sehen, nie mehr

       


In meiner Heimat war ich

Weit über hundertdreißigmal

B-dul L. S., unvergesslich

Sah ich nie mehr, bis heute eine Qual

 

Kein einziges Mal, nie

War ich, seit Jahrzehnten, mit unserem Wagen

In dieser Stadt, deren Securitate so voller Ironie

Mich bedrohte, beobachtete, gequält mit „Überzeugungsfragen“

 

Nie, in all den vielen Jahrzehnten nicht

Fuhr ich mit unserem Auto in diese Stadt

Nie mehr dorthin, nicht mal in die Nähe, nie mehr in Sicht

Diese Passbehörde, „Securitate-Bastion“, wo T. doch eine schöne Stadt

 

Ein einziges Mal sind wir durchgefahren

Mit unserem Auto, nicht allein, auf der Fahrt Richtung Karpatenbogen

Die Fahrt durch diese Stadt, Erinnerungen an Gefahren

Durchwühlten mich zutiefst, nicht gelogen

 

Das war ein Gefühl, das hätte ich nie gedacht

Dass all „diese Erinnerungen“ mich so sehr erdrücken, durchwühlen

Bis heute habe ich über dieses Kapitel noch nie gelacht

Versteinertes Gesicht, erstickendes Atmen kann ich fühlen

 

Dieser Novembertag, 1979, ich vergesse ihn nie

Aus Bukarest in Temeswar angekommen

Diese Drohungen am Bahnsteig, diese sadistische Stimme, ich vergesse nie

Die Angst um mein Kind. Verzweiflung mich in ihre Arme genommen

 

Ja, in dieser Straße, B-dul L. S., in Temeswar

Da war ich seit Passabholung, 1980, nie mehr

Was habe ich dort geredet, gebettelt, „Audienta“ Jahr für Jahr

„Diese Straße“, „dieses Gebäude“, ich will sie nie mehr sehen, nie mehr

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                  26.02.2014

 

 

 

 

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