Sonntag, 6. April 2025

„Ich nehme niemals Abschied von dir!“, sagte er so oft zu ihr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

„Ich nehme niemals Abschied von dir!“, sagte er so oft zu ihr  

Wenn Alzheimer zum Schicksal wird, alles Leben, alles beendet

Für H.

 

Sie saß oft auf der alten Bank

Über ihr, die uralten Ahornbaumkronen

Sie schaut zum Fluss, nach oben schickt sie ihren Dank

Dank, für ihr Leben, Stunden, die mit Liebe und Glück belohnen

 

Sie spürt die Tränen in ihrem Gesicht

Sie sagt ganz leise vor sich hin

„Wir wollten doch niemals Abschied nehmen, erinnerst du dich nicht?“

Und nach Tränen stets ihrer Seele Ziel und Sinn

 

„Du darfst dich niemals von mir verabschieden

Wir dürfen niemals auseinandergehen!“

Sagte sie leise vor sich hin. Geraubt ihr Glück, Liebe, Seelenfrieden

Es ist so schwer, vor dieser grauenvollen Wirklichkeit zu stehen

 

Sie denkt an ihr Glück, ihre wunderbaren Jahre, ihre Zeit

An Jahrzehnte, die glücklichen Jahre, die edlen Stunden

Sie streckt ihre Hand Richtung Fluss, denkt an seine Geborgenheit

Sie hört, wie sie schreien, diese lebenslangen Wunden

 

Er ist gegangen, ohne Abschied zu nehmen, still und leise

Nur ihre Hand drückte er fest an sein Gesicht

Er zeigte seine Liebe auf seine Art und Weise

Ohne Worte sagte er ihr alles, seine schweigenden Worte irren nicht

 

Mit einem Händedruck, mit einem Blick

Schickte er ihr, in stillem Schweigen

Sein Adieu, sein Dankeschön für ihr gelebtes Glück

Sie konnte sich nur noch weinend über seinen Mund neigen

 

Sie küsste sein Gesicht, seinen Mund, streichelte sein Haar

Sie sah, dass er zum letzten Mal ohne Worte zu ihr gesprochen

Alles dahin, nichts mehr, nichts mehr, wie es mal war

Er hielt Wort, er hielt, was er ihr versprochen

 

„Ich nehme niemals Abschied von dir!“

Bevor sein letzter Atemzug dem Tod seine Hand gereicht

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                  30.11.2024

 

 

 

 

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