Mittwoch, 19. Dezember 2018

Heiligabend, die einsame Puppe im Schaufenster









Heiligabend, die einsame Puppe im Schaufenster         


Ein kleines Mädchen steht staunend davor       
Betrachtet das Schaufenster, mit all seinem Lichterglanz
Schaut zu einer Puppe, die einsam vor dem Tor
Nicht im Kreise der anderen, deren Freude Singen und Tanz

Das Mädchen schaut nur zur Puppe, die allein
Vor dem verschneiten Tor sitzen geblieben
So wunderschön kann die Welt der Schaufenster sein
Sie, sie hat nicht mal dem Christkind geschrieben

Die schwere Armut im Elternhaus
Ermöglichte ihr das Schreiben nicht
Sie half im Garten, Feld, pflegte ihr Eltern, putzte das Haus
Nur schreiben, schreiben lernte sie nicht

Passanten gehen stumm an diesem Schaufenster vorbei
Im Trubel des Alltags sah man das Mädchen nicht
Den Wohlhabenden ist das auch einerlei
„Wer arm, selbst schuld!“ – aus der Leute Sicht

Die Straßen leeren sich von den Menschenmassen
Es wird ruhig im Kaufhaus, man geht nach Haus
Das Mädchen, es kann die Puppe jetzt nicht im Stich lassen
Sie ist doch so einsam, so allein, ohne Zuhaus´

Mit ihren frierenden Händen streichelt sie das Schaufensterglas
Ihre Tränen fallen so still, ungehört, zu Eistropfen
„Unter dem Weihnachtsbaum heben sie jetzt ihr Glas
Vergaßen, bei uns Armen anzuklopfen.“

So denkt das Mädchen, spürt seine Tränen
„Püppchen, ich muss zu meinen Eltern, nach Haus
Ich werde ihnen von deiner Traumwelt erzählen
Dass auch du, Heiligabend, ohne Applaus

Dass die Armen der Ärmsten vergessen von der Welt
Tief im Herzen, Püppchen, denke ich an dich
Die Menschen wissen nicht mehr, was wirklich zählt
Dass unser aller Zeit – ob arm, ob reich – vergänglich

„Tschüss, Püppchen! Ich muss nun leider gehen
Mutter, Vater, sie warten. Würde dich gerne mitnehmen, umarmen
Leider, ich habe kein Geld. Muss jetzt nach Hause gehen
Vielleicht hat das Christkind auch mit uns mal, irgendwann, Erbarmen…!“

 ©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
           25.12.2017

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