Foto:©Elisabeth Anton
Deine
Liebe, sie überlebte Alzheimer und den Tod
Für
Helmuth
Du hast nicht gesehen, wie deine Jahre
verlorengehen
Wie sie dein Leben mitnimmt, die Zeit
Du hast nicht mehr gesehen, was dir
nicht mehr gegeben
Auch wenn deine Stunden mitten im
Alltag
Du hast nicht mehr gewusst, wo dein
ersehntes Ziel
Auch wenn deine Füße dich getragen
Du konntest nicht mehr ahnen, welch
Schmerz tief in mir
Durch deine Alzheimer – unbekannt bei
allen Ahnen
Du hast nicht mehr wahrgenommen, dass
du jeden Bezug zum Geld verloren
Was man mit, was ohne Geld man bekommen
kann
Du hast nicht mehr gesehen, was
Alzheimer wirklich aus dir gemacht
Durch dieses „Hinraffen“ deines
Gedanken- und Wissensreichtums
Du konntest den Unterschied nicht mehr sehen, ob wir unterwegs oder zuhause
Konntest es nicht mehr erkennen, dein
eigenes Daheim
Du hattest kein Interesse mehr, ob
Hemd, Socken, Pulli auf linke Seite gewendet
Ob die Regale in der Speisekammer, der
Tank im Auto, voll oder leer
Du konntest nicht mehr urteilen, ob
dein Arbeitsplatz wichtig oder nicht
Ob Kuchen, Ratschläge oder Geld zu
verteilen
Doch manches, manches ist dir
geblieben. Bis zum letzten Lidschlag
Konntest du Gefühle klar sortieren,
sieben
Du hast es gesehen, bis zum Schluss,
dass ich viel am Schuften, Rackern ohne Ende
Du hast sie geliebt – ob Apfel, Birne,
Trauben, Feigen oder Nuss
Du hast, bis zum letzten Atemzug,
deinen Sonnenschein in die Arme genommen
Deine Gefühle blieben dir treu – ohne
Verwechslung, ohne Abzug
Du wusstest nicht mehr, dass wir bei
uns zuhause sind
Weder Küche, Toilette noch Schlafzimmer
allein gefunden
Aber die Liebe, deine Liebe, sie lebte
die Allmächtigkeit deiner Gefühle
Deine Liebe, selbst im Sterben war sie
gegenwärtig
Deine Liebe, sie war stärker als
Alzheimer und Tod
Sie blieb, bis zum letzten Atemzug,
ohne zu sehen, wie grenzenlos meiner Seele Not
Deine Liebe, sie überdauerte Krankheit,
Tod, besiegte alles, bis zu deinem letzten Lidschlag
Deine Liebe, sie blieb, bis zum letzten
Atemzug, auf dem Weg zum Sternengarten…
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
06.01.2018
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen