Samstag, 2. Mai 2020

Nur meine Gedankenwelt, sie gehörte, gehört immer nur mir


















Foto:©Elisabeth Anton
 

Nur meine Gedankenwelt, sie gehörte, gehört immer nur mir     





Ein Haus, Häuser, eine Gasse, ein Fahrradweg

Menschen, ein Garten, ein Hof, ein Schuppen

Ein Schweinestall, ein Taubenschlag

Ein Hofbrunnen, Strohschober und Dachboden

Sie gähnen in erstickender Leere

Obwohl sie voller Erinnerungen

Im Hauch von Morgen und Alltag

Ziehen über alles, die schweigenden Bilder

Wertvollster Erinnerungen vieler Jahrzehnte

Auch von Schikanen, Folter, Bedrohung

Am Gassentürchen schweigt ein letzter Koffer

Gefüllt nach Diktatur-Liste

Vorschrift über Vorschrift

Schmerz über Schmerz, weil Heimat aufgeben müssen

Für Freiheit, der einzige Weg, Heimat opfern

Nur, meine Gedankenwelt

SIE, SIE konnte mir niemand stehlen

Nicht rauben, nicht enteignen, nicht wegsperren

Meine Gedankenwelt war mein schweigend schreiender Stolz

Weil sie immer nur mir gehörte

Auch im Augenblick des fast Zerbrechens

Weil Heimat aufgeben müssen, für die Freiheit

Alles zurücklassen müssen, Stacheldrahtgrenzen nicht mehr zu sehen

Familie, Heimat, Nachbarn, Freunde, Zuhause, Kirche, Friedhof

Nur meine Gedankenwelt

Auch die Diktatur konnte sie nicht enteignen

Das war meine Kraft für diesen schweren, ungerechten Weg

Grenzen öffnen, damals, das hätte viel Leid erspart



Lieber verbrannte ich meine 14.000 Gedichte

Bevor ich meine Gedankenwelt der Diktatur geöffnet

Damit sie zynisch lächelnd ihre Anweisungen Richtung Bestrafung androhen kann

Weil ich auf der Seite der Wahrheit gestanden – immer, und in allen Lebenslagen…



©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

               27.01.2020






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