Foto:©Elisabeth Anton
Nur meine Gedankenwelt, sie gehörte, gehört
immer nur mir
Ein Haus, Häuser, eine
Gasse, ein Fahrradweg
Menschen, ein Garten,
ein Hof, ein Schuppen
Ein Schweinestall,
ein Taubenschlag
Ein Hofbrunnen, Strohschober
und Dachboden
Sie gähnen in erstickender
Leere
Obwohl sie voller
Erinnerungen
Im Hauch von Morgen
und Alltag
Ziehen über alles,
die schweigenden Bilder
Wertvollster Erinnerungen
vieler Jahrzehnte
Auch von Schikanen,
Folter, Bedrohung
Am Gassentürchen
schweigt ein letzter Koffer
Gefüllt nach
Diktatur-Liste
Vorschrift über
Vorschrift
Schmerz über
Schmerz, weil Heimat aufgeben müssen
Für Freiheit, der
einzige Weg, Heimat opfern
Nur, meine
Gedankenwelt
SIE, SIE konnte mir
niemand stehlen
Nicht rauben, nicht
enteignen, nicht wegsperren
Meine Gedankenwelt
war mein schweigend schreiender Stolz
Weil sie immer nur
mir gehörte
Auch im Augenblick
des fast Zerbrechens
Weil Heimat aufgeben
müssen, für die Freiheit
Alles zurücklassen
müssen, Stacheldrahtgrenzen nicht mehr zu sehen
Familie, Heimat,
Nachbarn, Freunde, Zuhause, Kirche, Friedhof
Nur meine Gedankenwelt
Auch die Diktatur konnte
sie nicht enteignen
Das war meine Kraft
für diesen schweren, ungerechten Weg
Grenzen öffnen, damals,
das hätte viel Leid erspart
Lieber verbrannte
ich meine 14.000 Gedichte
Bevor ich meine
Gedankenwelt der Diktatur geöffnet
Damit sie zynisch lächelnd
ihre Anweisungen Richtung Bestrafung androhen kann
Weil ich auf der
Seite der Wahrheit gestanden – immer, und in allen Lebenslagen…
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
27.01.2020
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