Samstag, 3. Oktober 2020

Wenn der Mond sie begrüßt, seine Abendstund´

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Wenn der Mond sie begrüßt, seine Abendstund´                                

 

Vogelgezwitscher zerbricht die Morgenstille

So herzlich, so zierlich zart, diese Begrüßung

Natur, so golden edel ist dein Wille

Den Menschen Schönheit zu schenken, Leben, Hoffnung

 

Es ist wie Balsam für mein atmendes Ich

Dieses Zwitschern, diese Stille in der Morgendämmerung

Melodien vom kleinen Vogel gesungen, so herrlich

Der Augenblick prägt sich ein, geboren die Erinnerung

 

Diese herbstliche, farbenreiche Atmosphäre

Lässt mich nach Hause fliegen, unter meinen Apfelbaum

Die blühenden Obstbaumkronen, welch Edelsphäre

Mich zu umarmen, in Wirklichkeit und Traum

 

Erinnerungen drängen sich in den Vordergrund

Meiner Gedankenwelt. Es tut mir wohl

Es weinen meine Augen, es schweigt mein Mund

Lang ist´s her, seit ich sagen musste: Lebe wohl!

 

Lebe wohl, meine Heimat, du duftendes Feld

Ihr, ihr breiten Gassen, ihr, Blumenteppiche in den Gärten

Lange ist´s her (1980) seit ich weg von Hatzfeld

Dieser Weg, diese Entscheidung, wer kann sie bewerten

 

Das war ein Hinken zwischen eingebrochenem Eis und Galgenstrick

Ein Weg zwischen Freiheitsdrang und Heimatverlust

Ich wusste klar, schon damals, dieser Schritt kennt kein Zurück

Ich hatte, auf diese „Kommunismus -Grenzen“, keine Lust

 

Keine Lust, keine Kraft mehr, für all diese Schikanen

Keine Lust auf ein Land, wo der Mensch nichts zählt

Ich musste meinen Atemwegen, Gedanken, neue Spuren bahnen

Daher, daher, Entkommen durch Aussiedlung gewählt

 

Und hier, hier in der Freiheit, im fremden Land

War ich wieder mal „die Fremde“, „die Aussiedlerin“

Kaum einer kannte die Geschichte der Deutschen, das Banaterland

Und noch weniger kapierte man meiner Ausreise Ziel und Sinn

 

Was ist das nur ein Kommen und Gehen

Von „Polit-Hand“ geplant, die Macht so deutlich klar

Als „gezählte Aussiedlerin“ musst ich klar erkennen, sehen

Dass „dieser Menschenhandel“ in diesem Jahrhundert tatsächlich wahr

 

Auf der einen Seite, da freute ich mich

Endlich den ersehnten Pass in der Hand

Auf der anderen Seite, da erdrückte mich

Diese Völkerwanderung aus „geplanter Hand“

 

Heute, heute nach 32 Jahre in Freiheit

Erkenne ich, die Menschheit steuert Richtung Abgrund

Heute, heute denke ich noch gerne an die Zeit

Wo Heimat noch Lebensgefühl, wenn der Mond sie begrüßt, seine Abendstund´

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

               17.09.2012

 

 

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