Mittwoch, 19. Mai 2021

Es stockt mein Blut in den Adern, denke ich daran zurück


 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Es stockt mein Blut in den Adern, denke ich daran zurück         

 

Heute, heute frage ich mich

Wie kann man solche Zwänge überleben

Dieses Verhören, so furchtbar, so unerträglich

Obwohl ich versuchte, mich stark zu geben

 

Mein Glück war mein Hatzfeld

Die Spenglgass, mein Elternhaus

Sehr, sehr wichtig mein Umfeld

Ich konnte stark sein, kam „heil“ nach Haus´

 

Das Allergrausamste war „das Geheimnis an sich“

Nur mein Mann und ich wussten davon

Wir wollten alle schonen, weil, es betraf nur mich

Dafür gab es nur Strafe, Undank als Lohn

 

Dieses Geheimnis, ein Chaos für Herz und Alltagsleben

Man musste jedes Wort in die Waagschale legen

Wusste nicht genau, wem kann ich mein Vertrauen geben

Sich selbst überlassen, ob Sonnenschein, ob Stürme fegen

 

Wir redeten uns gegenseitig Mut ein

Ich wusste, seine Liebe gibt mir Kraft, lässt mich stark, besonnen sein

Jedes Mal ein Zittern, ein Zweifeln, Angst um Leben und Sein

Wann, wird das alles endlich zu Ende sein

 

Nach vielen Jahren „Schikanen“ in Vollkommenheit

Kam die Nachricht, dass sie genehmigt, unsere Ausreise

Selbst noch zu seiner Alzheimer-Zeit

Erinnerte sich mein Mann an „DEREN ART UND WEISE“

 

„DIE, DIE hatten EINE ART UND WEISE

Menschen zu demütigen, zu foltern, zu erschießen, zu quälen

Vielleicht bleiben wir mal still und leise

Dann können DIE uns nicht mehr als Opfer auswählen.“

 

Diese Gedanken äußerte er in einer Stunde

Als wir Erinnerungen gelebt, aus Kindheit, Alltag in Hatzfeld

Auch tief in ihm war sie nicht vernarbt, diese Wunde

Selbst mit Alzheimer-Erkrankung diese Erinnerung er gewählt

 

Da kann man sehen, was DIE aus Menschen gemacht

Und wir, wir hatten bei allem noch ein Stück Glück

Weder mit Haft noch Körperfolter bedacht

Mein Blut stockt in den Adern, denke ich an diese Seelenfolter zurück

 

Nur, weil ich in Freiheit leben wollte, ohne Stacheldrahtgrenzen…

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                 06.10.2012

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

IHR Mächtigen dieser Erde, stoppt das Töten, jegliche Vernichtung

                  Foto:©Elisabeth Anton         IHR Mächtigen dieser Erde, stoppt das Töten, jegliche Vernichtung Wir brauchen die Liebe...