Foto:©Elisabeth Anton
Mein Bettler, Schicksale der Welt
Sonntagmorgen. Ich gehe durch die Gassen
Gedankenverloren. Einsamkeit stimmt mich traurig
Ich suche die aufgehende Sonne am Horizont
Leider, dort nur dunkle Wolkenflügel
Schwebend, in aller Stille
Vor dem
verstummten Sonnenlicht
Ich gehe weiter, dort, dort an der Ecke
Da sitzt er wieder, mein Bettler
Dem ich, seit vielen Jahren
Immer wieder meine Güte gezeigt
Ich sitze mich zu ihm, aufs Straßenpflaster
Weiß nicht genau, soll ich weinen, zufrieden sein
Er nickt mir zu
Er streichelt, mit Tränen in den Augen, meine Hand
Er schüttelt sein Haupt
Nimmt mein Brot, den Apfel, genießt
„Glaubst du noch an Hoffnung?“ frage ich ihn
„Willst du überhaupt noch hoffen?“
Er legt seinen Arm um meine Schulter
Und sagt mit traurigem Blick
„Wenn es mehr Menschen gäbe wie du
Dann würde ich noch hoffen, an Licht glauben
Doch, ohne dich, so wahr
Wäre ich hier längst verhungert.“
Ich nahm seine Hand
Spürte, dass meine Tränen den gleichen Weg suchten
„Siehst du“, sagte der Bettler
„Selbst, um mich zu weinen, bist du dir nicht zu schade
Aber die Menschheit, sie geht an mir vorbei
Für SIE gibt es MICH schon lange nicht mehr...“
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
05.06.2016
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