Samstag, 12. Juni 2021

Mein Bettler, Schicksale der Welt


 

 

 

 

 

 

 

 

 
Foto:©Elisabeth Anton

 

Mein Bettler, Schicksale der Welt                                                                       

 

Sonntagmorgen. Ich gehe durch die Gassen

Gedankenverloren. Einsamkeit stimmt mich traurig

 

Ich suche die aufgehende Sonne am Horizont

Leider, dort nur dunkle Wolkenflügel

 

Schwebend, in aller Stille

Vor dem verstummten Sonnenlicht

Ich gehe weiter, dort, dort an der Ecke

Da sitzt er wieder, mein Bettler

 

Dem ich, seit vielen Jahren

Immer wieder meine Güte gezeigt

 

Ich sitze mich zu ihm, aufs Straßenpflaster

Weiß nicht genau, soll ich weinen, zufrieden sein

 

Er nickt mir zu

Er streichelt, mit Tränen in den Augen, meine Hand

 

Er schüttelt sein Haupt

Nimmt mein Brot, den Apfel, genießt

 

„Glaubst du noch an Hoffnung?“ frage ich ihn

„Willst du überhaupt noch hoffen?“

 

Er legt seinen Arm um meine Schulter

Und sagt mit traurigem Blick

 

„Wenn es mehr Menschen gäbe wie du

Dann würde ich noch hoffen, an Licht glauben

 

Doch, ohne dich, so wahr

Wäre ich hier längst verhungert.“

 

Ich nahm seine Hand

Spürte, dass meine Tränen den gleichen Weg suchten

 

„Siehst du“, sagte der Bettler

„Selbst, um mich zu weinen, bist du dir nicht zu schade

 

Aber die Menschheit, sie geht an mir vorbei

Für SIE gibt es MICH schon lange nicht mehr...“

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                  05.06.2016

 

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