Aussiedlung, an Grausamkeit nicht zu überbieten

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Aussiedlung, an Grausamkeit nicht zu überbieten           

                

Die Tauben gurren, wie jeden Morgen

Nur ihr Gurren heute so traurig

 

Sie sitzen, so erstaunt

Auf dem Taubenschlag

 

Und merken, dass es anders

Anders als üblich, an jedem Morgen

 

Sie kreisen über dem Hof

Fliegen zur Erde, neben den Wassertrog

 

Doch keiner, niemand mehr

Hat ihnen, heute Morgen, Körner gestreut

 

Auch kein frisches Wasser nachgefüllt

Auch kein Geräusch aus dem Schweinestall

 

Selbst die Tauben sind zutiefst betroffen

Nachdem Aussiedlung ihr Ziel erreicht

 

Der Lauf der Zeit seine Realität

Die Tauben, sie taten mir so leid

 

Aber, man musste sie dort lassen

Wo ihr Zuhause, in ihrem Taubenschlag

 

Wo, seit Generationen ihr Zuhause

Wo sie ihre Heimat gelebt

 

Bis, plötzlich, alles anders war

Von heut auf morgen eine Welt zerbrochen

 

Für Menschen, Tiere, Pflanzen, Bäume

Alles, alles war plötzlich nicht mehr da

 

Weil, diese „organisierte Aussiedlung“

An Grausamkeiten nicht zu überbieten

 

Weil die Verantwortlichen der Macht

Nur Profit und Geldgier als Ziele

 

Ohne zu ahnen, ohne zu wissen

Was „Heimat“ überhaupt bedeutet…

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                24.07.2021