Montag, 9. August 2021

Gedankenvorgabe, Seelenfolter, Leben zerstören, auch ohne Krieg


 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Gedankenvorgabe, Seelenfolter, Leben zerstören, auch ohne Krieg             

  

So oft weilte mein Blick weit hinaus

Richtung Felder, Stacheldrahtgrenze. Dahinter, Freiheit

Dann ging ich zurück zum Tor, zu meinem Elternhaus

Welch leises Sterben, obwohl es keine Kriegszeit

 

Meine Generation, sie musste keinen Krieg erleben

Aber die Betonmauern engstirniger, grausamer Diktatur

Auch ohne Krieg, uns keine Freiheiten gegeben

Auch ohne Krieg sehr dünn, unsere Hoffnungsschnur

 

Oft dachte ich an „das Geteilte Deutschland“

Mit Großvater oft darüber erzählt

Ich sagte immer: „Hinter unseren Grenzen, fremdes Land

Dort, Deutsche vor und hinter der Grenze. Wer dies Schicksal gewählt.“

 

Das empfand ich als furchtbarste Unmenschlichkeit

Ein Volk geteilt, durch eine Grenze, so unmenschlich

Da war die Stacheldrahtgrenze zu J. noch Barmherzigkeit

Solche Gedanken, sie prägten mich, alltäglich

 

Meine Generation musste keinen Krieg erleben

Nur Gedankenvorgabe, einer Diktatur Engstirnigkeit

Ferngesteuerter Alltag, gestanztes Ideengut, Stacheldrahtgrenzen eben

Gequälte Seelen, Verbot für Gedanken- und Wortfreiheit

 

Gezieltes Steuern von Lied-, Sprach- und Gedankengut

Gehisste Fahnen, so unschuldig im lauen Wind

Ich erinnere mich, wie abartig mein Ekel, meine Wut

Doch hilflos der Mensch, damals – ob Erwachsen, ob Kind

 

Zu dieser Zeit (bis 1980) heimliches Wüten von Ohnmacht, Unzufriedenheit

Kein Ausweg. Entweder sich beugen oder Kerkerdunkelheit

Damals, noch am Anfang, das heimliche Lodern der Unzufriedenheit

Fast ein Jahrzehnt noch gedauert, bis ermordet der Diktatur Unmenschlichkeit

 

Meine Generation dabei, dazwischen, zugegen, immer in den Fängen der Diktatur

Kein Krieg, keine Gefallenen, keine Kriegsfront

Nur vorgemeißelte Wege, ob Schritte, ob Verstand, ob Lebensspur

Kommunismus - verstümmelte Leben, Gefolterte, Ertränkte –

im Buch der Geschichte schweigend thront…

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                16.09.2012

 

 

 

 

 

 

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