Foto:©Elisabeth Anton
Gedankenvorgabe, Seelenfolter, Leben zerstören, auch ohne Krieg
So oft weilte mein Blick weit hinaus
Richtung Felder, Stacheldrahtgrenze. Dahinter, Freiheit
Dann ging ich zurück zum Tor, zu meinem Elternhaus
Welch leises Sterben, obwohl es keine Kriegszeit
Meine Generation, sie musste keinen Krieg erleben
Aber die Betonmauern engstirniger, grausamer Diktatur
Auch ohne Krieg, uns keine Freiheiten gegeben
Auch ohne Krieg sehr dünn, unsere Hoffnungsschnur
Oft dachte ich an „das Geteilte Deutschland“
Mit Großvater oft darüber erzählt
Ich sagte immer: „Hinter unseren Grenzen, fremdes Land
Dort, Deutsche vor und hinter der Grenze. Wer dies Schicksal gewählt.“
Das empfand ich als furchtbarste Unmenschlichkeit
Ein Volk geteilt, durch eine Grenze, so unmenschlich
Da war die Stacheldrahtgrenze zu J. noch Barmherzigkeit
Solche Gedanken, sie prägten mich, alltäglich
Meine Generation musste keinen Krieg erleben
Nur Gedankenvorgabe, einer Diktatur Engstirnigkeit
Ferngesteuerter Alltag, gestanztes Ideengut, Stacheldrahtgrenzen eben
Gequälte Seelen, Verbot für Gedanken- und Wortfreiheit
Gezieltes Steuern von Lied-, Sprach- und Gedankengut
Gehisste Fahnen, so unschuldig im lauen Wind
Ich erinnere mich, wie abartig mein Ekel, meine Wut
Doch hilflos der Mensch, damals – ob Erwachsen, ob Kind
Zu dieser Zeit (bis 1980) heimliches Wüten von Ohnmacht, Unzufriedenheit
Kein Ausweg. Entweder sich beugen oder Kerkerdunkelheit
Damals, noch am Anfang, das heimliche Lodern der Unzufriedenheit
Fast ein Jahrzehnt noch gedauert, bis ermordet der Diktatur Unmenschlichkeit
Meine Generation dabei, dazwischen, zugegen, immer in den Fängen der Diktatur
Kein Krieg, keine Gefallenen, keine Kriegsfront
Nur vorgemeißelte Wege, ob Schritte, ob Verstand, ob Lebensspur
Kommunismus - verstümmelte Leben, Gefolterte, Ertränkte –
im Buch der Geschichte schweigend thront…
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
16.09.2012
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