Foto:©Elisabeth Anton
Heimaterinnerungen
Keiner trägt mehr das Wasser von der Neuen Bahn
Hatzfelds artesische Brunnen, alle verschwunden
Wer so etwas tut, der leidet an unheilbarem Wahn
Fernab von allem, was jemals mit Heimat verbunden
Die Hutwett, welch reiches Kamillenfeld
Mit dem alten Hornkamm kämmten wir die Wiese
Kamillenblüten im Korb gesammelt. Es lachte das Himmelszelt
Kamillentee war stärker als jeder Gesundheitsriese
Wir schworen auf der Kräuter Macht
Aufbewahrt in weißen Leinensäckchen, am Nagel an der Wand
Was haben wir aus allem immer etwas gemacht
Ohne elektrische Haushaltsgeräte, alles mit fleißiger Hand
Genauso geschehen, wenn Lindenblütenzeit
Man sammelte der Natur Gaben, weil wertvoll jede Wirkung
Und wenn dann duftende Akazienblütenzeit
Gab es Akazienblütensalat. Welch Köstlichkeit, welch Erinnerung
Meine Erinnerungen wandern durch die Zeit
Jede Jahreszeit mit ihrem Reichtum, der uns kostenlos gehörte
Heimat, du schenktest mir immer Geborgenheit
Die nirgendwo zu kaufen, die nur mir gehörte
Jedes Obst, jedes Gemüse, Heilpflanzen
Alles gesammelt, getrocknet, sortiert
Was waren wir froh, hatten wir einen Schulranzen
Ob alt, ob neu, diese Frage niemand zelebriert
Meerrettichwurzeln getrocknet oder in Erde eingegraben
Dann die roten Beete, Möhren, Petersilie, Bohnen
Wir sorgten für des Winters Vorratsgaben
Die Natur wollte den Fleiß der Menschen immer belohnen
Was freuten wir uns am Nikolaustag
Auf Äpfel, Nüsse, mal ein Paar neue Socken
Was spürten wir, wenn am Himmel ein Feiertag
Wie Engelein und Christkind uns frohlocken
Ein Wunder geschah, bekam man ein altes Fahrrad
Weil ich ein neues, hellblaues „Bizikel“ vom Osterhasen bekam
Nächte ohne Schlaf, mein Herz schlug Rad
Das war, als ob du schwimmen darfst, in Honig und Rahm
Was leuchteten unsere Kinderaugen
Wenn das alte „Staniolpapier“ funkelnd am Christbaum
Das Petroleumlicht konnte all diese Schönheiten aufsaugen
Verwandelte den Augenblick in einen Wundertraum
Wunderbare Erinnerungen streicheln mich eben
Meine Seele, mein Herz, sie zutiefst berühren
Nicht leicht meine Wege, doch bin ich dankbar für mein Leben
Durfte ich Augenblicke des Seins im größten Glück, im tiefsten Leid spüren
Den Reichtum von Heimatgeborgenheit leben…
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
17.09.2012
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