Montag, 9. August 2021

Heimaterinnerungen


 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Heimaterinnerungen                                 

 

Keiner trägt mehr das Wasser von der Neuen Bahn

Hatzfelds artesische Brunnen, alle verschwunden

Wer so etwas tut, der leidet an unheilbarem Wahn

Fernab von allem, was jemals mit Heimat verbunden

 

Die Hutwett, welch reiches Kamillenfeld

Mit dem alten Hornkamm kämmten wir die Wiese

Kamillenblüten im Korb gesammelt. Es lachte das Himmelszelt

Kamillentee war stärker als jeder Gesundheitsriese

 

Wir schworen auf der Kräuter Macht

Aufbewahrt in weißen Leinensäckchen, am Nagel an der Wand

Was haben wir aus allem immer etwas gemacht

Ohne elektrische Haushaltsgeräte, alles mit fleißiger Hand

 

Genauso geschehen, wenn Lindenblütenzeit

Man sammelte der Natur Gaben, weil wertvoll jede Wirkung

Und wenn dann duftende Akazienblütenzeit

Gab es Akazienblütensalat. Welch Köstlichkeit, welch Erinnerung

 

Meine Erinnerungen wandern durch die Zeit

Jede Jahreszeit mit ihrem Reichtum, der uns kostenlos gehörte

Heimat, du schenktest mir immer Geborgenheit

Die nirgendwo zu kaufen, die nur mir gehörte

 

Jedes Obst, jedes Gemüse, Heilpflanzen

Alles gesammelt, getrocknet, sortiert

Was waren wir froh, hatten wir einen Schulranzen

Ob alt, ob neu, diese Frage niemand zelebriert

 

Meerrettichwurzeln getrocknet oder in Erde eingegraben

Dann die roten Beete, Möhren, Petersilie, Bohnen

Wir sorgten für des Winters Vorratsgaben

Die Natur wollte den Fleiß der Menschen immer belohnen

 

Was freuten wir uns am Nikolaustag

Auf Äpfel, Nüsse, mal ein Paar neue Socken

Was spürten wir, wenn am Himmel ein Feiertag

Wie Engelein und Christkind uns frohlocken

 

Ein Wunder geschah, bekam man ein altes Fahrrad

Weil ich ein neues, hellblaues „Bizikel“ vom Osterhasen bekam

Nächte ohne Schlaf, mein Herz schlug Rad

Das war, als ob du schwimmen darfst, in Honig und Rahm

 

Was leuchteten unsere Kinderaugen

Wenn das alte „Staniolpapier“ funkelnd am Christbaum

Das Petroleumlicht konnte all diese Schönheiten aufsaugen

Verwandelte den Augenblick in einen Wundertraum

 

Wunderbare Erinnerungen streicheln mich eben

Meine Seele, mein Herz, sie zutiefst berühren

Nicht leicht meine Wege, doch bin ich dankbar für mein Leben

Durfte ich Augenblicke des Seins im größten Glück, im tiefsten Leid spüren

 

Den Reichtum von Heimatgeborgenheit leben…

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                  17.09.2012

 

 

 

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