Dienstag, 1. November 2022

Allerheiligen, in Gedanken daheim


 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Allerheiligen, in Gedanken daheim                                                     

 

Ruhe umarmt die Stille, über jedem Grab

Kerzen brennen in behutsamer Ehrfurcht

Jeder nahm sein Leben, seine Geschichte mit hinab

In die Tiefe der Ewigkeit, ohne Zögern, ohne Furcht

 

Seelen ruhen aus, nach gelebter Zeit

Ihre Jahre vom Himmel gezählt

Weil wir alle nur vorübergehende Augenblicke der Vergänglichkeit

Wenn Schicksal für uns seine Ziele gewählt

 

Heimatfriedhof, wie siehst du heute aus

Meine Erinnerungen blättern heute in „unserer Zeit“

Heimweh quält mich. Ich kann nicht nach Haus´

Manchmal betoniert Schmerz den Augenblick von Sein, Vergänglichkeit

 

Ich schließe die Augen, öffne das Buch meiner Erinnerung

Allerheiligen, vor jedem Grabstein Blumen, keine Vase leer

Mein Gebet schick ich nach oben, für Kraft, Dank und Hoffnung

Meine Tränen brechen das Bild vom stumm leuchtenden Kerzenlichtermeer

 

Auf den Soldatengräbern, diese fremden Namen

Auf jedem Grab ein Kreuz aus Blüten, als ob aus Seide gestickt

Niemand wusste, woher die unschuldig Gefallenen kamen

„Vor jedem Grab ein Vaterunser“, so Großmutter, weinend zu jedem Namen gebückt

 

„Siehst du, seiner Mutter geht es wie mir

Sie weiß auch nicht, wo ihr Sohn begraben liegt

Daher, daher stehen wir immer mit Kerzen und Blumen hier

Vielleicht steht auch jemand an Matthias´ Grab, dort wo er liegt.“

 

Jedes Holzkreuz benetzt von ihren Tränen

Vor jedem Grab sprach sie, stumm weinend, ihr Gebet

„Man muss den Namen dieser Soldaten erwähnen

In die Welt schreien, solang der Mond am Himmel steht.“

 

Allerheiligen daheim, welch Tag voller Ehrfurcht und Erinnerung

Wenn die geschmückten Gräber still geatmet unter ihrem Blütenmeer

Mit einem Blumenstrauß trug sie die Hoffnung

Meine Großmutter, sie ließ kein Grab blumenleer

 

Sie wusste genau, wo ein längst verlassener Grabstein

Familie gestorben oder weit gereist in die Welt

„Merke dir: Niemand auf dieser Welt ist allein

Solange eine Kerze auf seinem Grab brennt, wenn es Allerheiligen in Hatzfeld.“

 

Großmutter sprach, schwieg, faltete ihre Hände

Tränen immer verbergen, das konnte sie nicht

„Solange dort oben diese funkelnden Sternenwände

Glaube an Gott, er vergisst uns nicht!“

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                 01.11.2017

 

 

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