Mittwoch, 26. April 2023

Schießbefehl hatten die „Gräniceri“, Wachtürme hießen „observator“


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Schießbefehl hatten die „Gräniceri“, Wachtürme hießen „observator“                                                     

 

Heimat, das war die Stadt, wo ich einst geboren

Hutwettwinde gestreichelt jeden Grashalm, Weiden an der Kaul ihren Reigen getanzt

 

Die artesischen Brunnen jedes Klagen verstanden

Ihr Plätschern jedes Leid geschluckt, ob mit, ob ohne Tränen

 

Dort, wo nach fast allen Seiten „Hochtürme“ mit Soldaten, Stadt, das Land bewacht

Junge, unschuldige Jugendliche von irgendwoher aus fernen Landesteilen

 

Eingeimpft, wie Tiere gedrillt, dass sie auf Menschen zu schießen haben

Die, als Vaterlandsverräter abgestempelt, weil sie das Land illegal verlassen wollten

 

Nach allen Himmelsrichtungen am Stadtrand, diesen Soldaten zu begegnen

Mit aufgepflanzten Gewehren, selbst fast noch Kinder

 

Sie waren alle gedrillt, dass sie für „Heimaturlaub“ den es sonst kaum gegeben

Auch auf Menschen geschossen und viel zu oft auch noch getroffen

 

Ohne, dass ein Arzt helfen konnte, diesen Traum von Freiheit am Leben zu halten

Diese Wachtürme rund um die Stadt, klare Pläne, wann der Soldat „abgelöst“ wird

 

Wobei es zur Winterzeit andere „Wach-Zeiten“ gegeben

Kürzer als im Sommer, weil die Winter rau und eisig

 

Auch Soldaten „hoch zu Ross“, Nähe Grenze, wo dahinter langersehnte Freiheit

Manche auch im Fußmarsch unterwegs, bei jedem Wetter mussten sie raus

 

Ob zu Fuß, ob „zu Ross“, ob auf den Wachtürmen

Ob am Bahnhof, ob an allen Ecken, allen Windrichtungen, wo Stadtrand

 

Und wo diese Soldaten nicht zugegen, da tummelten sich „die Spitzel“

Die klar, zielsicher, „ihre Mission“ erfüllt, dafür lebten sie die Privilegien der Diktatur

 

Alle Türen offen, wovon andere nur träumten

Grenzreisepass für Jugoslawien oder Pass fürs westliche Ausland

 

Diese Zeit der Diktatur-Sadisten, die kann ich nicht vergessen, nie

So viel Ungerechtigkeiten, jeden Tag, immer wieder erlebt, hat sich tief eingraviert

 

Für immer, für alle Zeiten, bis heute

Weil es im Leben Begegnungen, Erlebnisse gibt, die man nie vergessen kann

 

Hass und Wut kannte ich nie, zu keiner Zeit, ich war nur traurig

Und vergessen, vergessen kann ich all diese Ungerechtigkeiten nicht

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                 29.06.2016

 

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