Foto:©Elisabeth Anton
Schießbefehl hatten die „Gräniceri“, Wachtürme
hießen „observator“
Heimat, das war die Stadt, wo ich einst geboren
Hutwettwinde gestreichelt jeden Grashalm, Weiden an der Kaul ihren Reigen getanzt
Die artesischen Brunnen jedes Klagen verstanden
Ihr Plätschern jedes Leid geschluckt, ob mit, ob ohne Tränen
Dort, wo nach fast allen Seiten „Hochtürme“ mit Soldaten, Stadt, das Land bewacht
Junge, unschuldige Jugendliche von irgendwoher aus fernen Landesteilen
Eingeimpft, wie Tiere gedrillt, dass sie auf Menschen zu schießen haben
Die, als Vaterlandsverräter abgestempelt, weil sie das Land illegal verlassen wollten
Nach allen Himmelsrichtungen am Stadtrand, diesen Soldaten zu begegnen
Mit aufgepflanzten Gewehren, selbst fast noch Kinder
Sie waren alle gedrillt, dass sie für „Heimaturlaub“ den es sonst kaum gegeben
Auch auf Menschen geschossen und viel zu oft auch noch getroffen
Ohne, dass ein Arzt helfen konnte, diesen Traum von Freiheit am Leben zu halten
Diese Wachtürme rund um die Stadt, klare Pläne, wann der Soldat „abgelöst“ wird
Wobei es zur Winterzeit andere „Wach-Zeiten“ gegeben
Kürzer als im Sommer, weil die Winter rau und eisig
Auch Soldaten „hoch zu Ross“, Nähe Grenze, wo dahinter langersehnte Freiheit
Manche auch im Fußmarsch unterwegs, bei jedem Wetter mussten sie raus
Ob zu Fuß, ob „zu Ross“, ob auf den Wachtürmen
Ob am Bahnhof, ob an allen Ecken, allen Windrichtungen, wo Stadtrand
Und wo diese Soldaten nicht zugegen, da tummelten sich „die Spitzel“
Die klar, zielsicher, „ihre Mission“ erfüllt, dafür lebten sie die Privilegien der Diktatur
Alle Türen offen, wovon andere nur träumten
Grenzreisepass für Jugoslawien oder Pass fürs westliche Ausland
Diese Zeit der Diktatur-Sadisten, die kann ich nicht vergessen, nie
So viel Ungerechtigkeiten, jeden Tag, immer wieder erlebt, hat sich tief eingraviert
Für immer, für alle Zeiten, bis heute
Weil es im Leben Begegnungen, Erlebnisse gibt, die man nie vergessen kann
Hass und Wut
kannte ich nie, zu keiner Zeit, ich war nur traurig
Und vergessen, vergessen kann ich all diese Ungerechtigkeiten nicht
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
29.06.2016
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