Foto:©Elisabeth Anton
Wer, wer wird es sein?
Für meine Radegunde
Wer umarmt sie
Wenn es mich nicht mehr gibt
Wer streichelt ihre Hand
Wenn ich nicht mehr hier
Wer tröstet sie, wenn sie verzweifelt, hilflos
Wenn mein letzter Atemzug von der Ewigkeit erstickt
Wer umarmt sie, wenn sie traurig, allein
Meine Stimme längst ihren Klang verloren
Wer betet mit ihr unseren „Vaterunser“
Wenn mein Leben längst Opfer der Vergänglichkeit
Wer kämmt, wer duscht sie, trocknet sie ab
Wenn es mich nicht mehr unter den Lebenden gibt
Wer richtet ihre Kleider, ihr Pausenbrot
Wenn der Tod mich mitgenommen
Wer reicht ihr ein Glas Wasser, wenn sie durstet
Wenn ich nicht mehr hier auf Erden
Wer begleitet sie, fährt sie zur Arbeit, holt sie ab
Wenn ich die Sphären wechseln muss
Wer erzählt mit ihr, stundenlang, über gelebte Jahrzehnte mit Papa
Wenn ich nicht mehr atmen darf
Wer schreibt mit ihr die schönsten Briefe
Wenn ich die Friedhofsruhe atmen muss
Wer löst mit ihr, stundenlang, ihre geliebten Rätsel
Wenn es mich nicht mehr gibt
Wer sitzt an ihrem Bett, wenn sie krank
Wenn ich nicht mehr da sein darf
Wer hört mit ihr Musik, tanzt mit ihr
Wenn meine Zeit hier auf Erden zu Ende
Wer reicht ihr jeden Morgen das Frühstück, wie sie es liebt
Wenn ich das nicht mehr tun darf
Wer deckt sie nachts zu, wenn die Jahreszeiten kalt
Wenn der Tod mich erbarmungslos mitgenommen
Wer, wer sagt ihr jeden Tag, dass sie mein Traumkind, mein Lebensglück
Wenn der Himmel mir keine Zeit mehr geschenkt
Um, für sie da zu sein, sie zu verwöhnen
Ihr jeden Tag zu sagen, dass ich sie liebe, nie allein lasse
Sie umarme, jeden Tag, weil sie mein Traumkind
Wer, wer, wird ihr Freude schenken, sie trösten, umarmen
Weil ihre Mutti bei Papa im Sternengarten wohnt
Und beide auf sie warten, bis die Ewigkeit, auch für sie, das letzte Amen gesprochen
Wer, wer wird es sein?
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
17.08.2023
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