Montag, 6. Mai 2024

Freiheit, Fremde, Heimatlosigkeit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Freiheit, Fremde, Heimatlosigkeit             

 

Mein Elternhaus, welch Erinnerung

Als ob man ihm Sprache, Farben, Leben genommen

 

Plötzlich, als ob alles nur öd

Leere Räume, als ob alles vor dem Ersticken

 

Fensterscheiben suchten verzweifelt

Nach den von Hand gehäkelten Gardinen

 

Die Blumen, als ob sie Welken bevorzugten

Der Hund verschenkt, Schweineställe leer

 

Hühnerhof so einsam, leer, als ob erwürgte Erde

Die Tauben, die Katze, sie blieben treu, unerschütterlich

 

Ihrem Zuhause ergeben, ihrer Heimat treu

Wo sie geboren, wo sie sterben werden

 

Die Wände, so verstummt wie nie

Seit man ihnen die Sprache der Familienfotos genommen

 

Möbel alle weg, als ob nie dagewesen

Petroleumlampen, uralte Erinnerung, von der Decke abmontiert

 

Weil, nur wenn „besenrein“

Der Staat das Haus „übernommen“

 

Für das er weder geschuftet

Weder gespart noch sonst was getan

 

Hinten am Gartenzaun, da lehnt er stumm

Der alte Besen, als ob er seinen Stammplatz behalten muss

 

Als einziges Andenken, dass er mal gekehrt, verschönert

Die Wege im Garten, Hof, Gassen

 

Wo Menschen einst Heimat gelebt

Bis erschütternde Anblicke nur noch weh getan

 

Weil sie keinen anderen Ausweg hatten

Der Diktatur zu entkommen, Freiheit zu leben

 

Als Heimat, gelebte Jahrzehnte aufzugeben

Um zu erleben, was Freiheit, Fremde und Heimatlosigkeit sind

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                   12.08.2016

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

So rasend schnell sich verändert, die Menschheit

                  Foto:©Elisabeth Anton       So rasend schnell sich verändert, die Menschheit              So rasend schnell die letzte...