Foto:©Elisabeth Anton
Freiheit, Fremde, Heimatlosigkeit
Mein Elternhaus, welch Erinnerung
Als ob man ihm Sprache, Farben, Leben genommen
Plötzlich, als ob alles nur öd
Leere Räume, als ob alles vor dem Ersticken
Fensterscheiben suchten verzweifelt
Nach den von Hand gehäkelten Gardinen
Die Blumen, als ob sie Welken bevorzugten
Der Hund verschenkt, Schweineställe leer
Hühnerhof so einsam, leer, als ob erwürgte Erde
Die Tauben, die Katze, sie blieben treu, unerschütterlich
Ihrem Zuhause ergeben, ihrer Heimat treu
Wo sie geboren, wo sie sterben werden
Die Wände, so verstummt wie nie
Seit man ihnen die Sprache der Familienfotos genommen
Möbel alle weg, als ob nie dagewesen
Petroleumlampen, uralte Erinnerung, von der Decke abmontiert
Weil, nur wenn „besenrein“
Der Staat das Haus „übernommen“
Für das er weder geschuftet
Weder gespart noch sonst was getan
Hinten am Gartenzaun, da lehnt er stumm
Der alte Besen, als ob er seinen Stammplatz behalten muss
Als einziges Andenken, dass er mal gekehrt, verschönert
Die Wege im Garten, Hof, Gassen
Wo Menschen einst Heimat gelebt
Bis erschütternde Anblicke nur noch weh getan
Weil sie keinen anderen Ausweg hatten
Der Diktatur zu entkommen, Freiheit zu leben
Als Heimat, gelebte Jahrzehnte aufzugeben
Um zu erleben, was Freiheit, Fremde und Heimatlosigkeit sind
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
12.08.2016
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