Foto:©Elisabeth Anton
Wenn seine Gedanken gehen, geht auch mein Lebensglück
Wenn Alzheimer zum Schicksal wird, über zwei Jahrzehnte
Tief in meiner Seele schreit ein Schmerz
Der mich bisher, in dieser Form, noch nie berührt
Es weint das Leben, die Seele, mein Herz
Warum wohl gerade mir dieses Schicksal „gebührt“
Warum? Warum muss ich seit Jahren mitansehen
Seine Gedanken finden ihre Wege, das Ziel nicht mehr
Vier Jahrzehnte durfte ich den Weg neben einem Genie gehen
Er kannte Weltgeschichte, die Welt, Natur, Erde, liebte abgöttisch das Meer
Es gab keine einzige Frage, in all den vielen Jahren
Die für ihn ohne Antwort. Ich konnte immer nur stumm staunen
Wozu wohl meine UNI-Jahre nützlich waren
Ich wusste viel, er kannte Geschichte, Leben, Natur, der Menschen Launen
Er war ein perfekter Menschenkenner, wie ich das noch nie erlebt
Den Menschen einmal gesehen, sprach er zu mir nur einen Satz
Der erwies sich immer als passend. Sein Herz hat still, ehrfurchtsvoll gebebt
Er sagte in hehren Augenblicken: „Du bist mein Engel, mein größter Schatz!“
Er hat es nicht gekannt, seine eigenen Gefühle zu direkt zu zeigen
Und doch gab es gemeinsam der großen Liebe wortlosen Stunden
Distanz war seine Devise. Er kannte es nicht, Gefühle zu zeigen
Und doch sah er klar, wo atmet Glück, wo trauernde Seelenwunden
Er machte aus meinem Leben eine einzigartige Schönheit
Er hielt mich fest, wie mit den Krallen des Löwen
Mein Leben war Hölle, Garten Eden, eine einzigartige Zeit
So stark im Leben. Am Meer streichelte er die hungernden, einsamen Möwen
Viele Jahre suchte ich einen Weg, ihn zu verstehen
Allzu geprägt war sein Charakter, seit tiefster Kriegs - Kindheit
Viele schwere Wege, Vater im Krieg verloren, vieles zu überstehen
Und oft zu spät, sah er den wahren Wert unserer gemeinsamen Zeit
Seine schleichende Alzheimer war es, seit er 43. Tragödie meines Lebens
Wenn der Herbst mir jetzt seine farblosen Blätter stillschweigend streut
Alles Schuften, Sparen, Hoffen, freuen auf den Lebensabend, alles vergebens
Wenn seine Gedanken gehen, das Leben mir nur noch Sinnlosigkeit streut
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
11.12.2005
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