Foto:©Elisabeth
Anton
„Ich nehme niemals Abschied von dir!“, sagte er so oft zu ihr
Wenn Alzheimer zum Schicksal wird, alles Leben, alles beendet
Für H.
Sie saß oft auf der alten Bank
Über ihr, die uralten Ahornbaumkronen
Sie schaut zum Fluss, nach oben schickt sie ihren Dank
Dank, für ihr Leben, Stunden, die mit Liebe und Glück belohnen
Sie spürt die Tränen in ihrem Gesicht
Sie sagt ganz leise vor sich hin
„Wir wollten doch niemals Abschied nehmen, erinnerst du dich nicht?“
Und nach Tränen stets ihrer Seele Ziel und Sinn
„Du darfst dich niemals von mir verabschieden
Wir dürfen niemals auseinandergehen!“
Sagte sie leise vor sich hin. Geraubt ihr Glück, Liebe, Seelenfrieden
Es ist so schwer, vor dieser grauenvollen Wirklichkeit zu stehen
Sie denkt an ihr Glück, ihre wunderbaren Jahre, ihre Zeit
An Jahrzehnte, die glücklichen Jahre, die edlen Stunden
Sie streckt ihre Hand Richtung Fluss, denkt an seine Geborgenheit
Sie hört, wie sie schreien, diese lebenslangen Wunden
Er ist gegangen, ohne Abschied zu nehmen, still und leise
Nur ihre Hand drückte er fest an sein Gesicht
Er zeigte seine Liebe auf seine Art und Weise
Ohne Worte sagte er ihr alles, seine schweigenden Worte irren nicht
Mit einem Händedruck, mit einem Blick
Schickte er ihr, in stillem Schweigen
Sein Adieu, sein Dankeschön für ihr gelebtes Glück
Sie konnte sich nur noch weinend über seinen Mund neigen
Sie küsste sein Gesicht, seinen Mund, streichelte sein Haar
Sie sah, dass er zum letzten Mal ohne Worte zu ihr gesprochen
Alles dahin, nichts mehr, nichts mehr, wie es mal war
Er hielt Wort, er hielt, was er ihr versprochen
„Ich nehme niemals Abschied von dir!“
Bevor sein letzter Atemzug dem Tod seine Hand gereicht
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
30.11.2024