Sonntag, 29. August 2021

Auf der Flucht erschossen, weil sie Deutsche waren


 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Auf der Flucht erschossen, weil sie Deutsche waren      

Traurige Erinnerungen

 

Im großen Schuppen

Atmen die Erinnerungen

Der alte Pferdewagen

Steht stumm, verlassen da

Was hat er einst Freude erlebt

Glückliche Kinder

Auf der Fahrt in die Weinberge

Das Haus schon lange leer

Die Bewohner geflüchtet

Nachdem sie den Krieg fast überlebt

Alles, alles ließen sie stehen

Nicht mal den Schlüssel im Schloss umgedreht

Einfach nur gegangen, fort

Immer weiter, Tag um Tag

Auf der Flucht, mit ihrem Hab und Gut

Eine Stofftasche mit Brot und Wasser

Immer in der Hoffnung

Sie erreichen ihrer Flucht vorgegebenes Ziel

Kaum über der Grenze, im fremden Land

Westlich meiner Heimat, Richtung Sonnenuntergang

Wurden sie erschossen, weil sie Deutsche waren

Mutter, Vater, ihre drei Söhne

Am nächsten Tag flüchtete auch der Bruder des Mannes

Mit Familie, mit Hund und altem Fahrrad

Ohne zu wissen, dass sein Bruder und Familie erschossen

Auch sie zu Fuß, auf der Flucht Richtung Deutschland

Auch sie erschossen, alle, weil sie Deutsche waren

Der Himmel hat es gesehen

Auch ihre Leichen blieben auf fremder Erde liegen

Ob man ihnen ein Grab geschaufelt

Ob man sie in ein Massengrab gelegt

Wer weiß es schon

Ausgelöschte Familien, ausgelöschte Hoffnung

Kriegszeiten, auf dem Weg nach Deutschland

In der Hoffnung, Freiheit zu leben, irgendwo, irgendwann, irgendwie

 

Und niemand erwähnt sie mehr, diese Schicksale…

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                   25.08.2021

 

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