Freitag, 11. Oktober 2024

Warum wohl, warum?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Warum wohl, warum?                                             

 

Was habe ich so oft daran gedacht

Wie schön es wäre, wäre mein Vater hier

Damit er mir ins Schaukelpferd hilft, mit mir lacht

Dass er auf der Wiese Ball spielt, nur mit mir

 

Dass er mein Fahrrad mit Luft versorgt

Dass er mir ab und zu beim Schuhe anziehen behilflich

Dass er mir mal Geld für ein Eis borgt

Dass er sagt, dass er stolz, sehr stolz auf mich

 

Dass er mal da, wenn ein Schulfest

Wenn irgendwann mal die Tanzschule begann

Dass er für mich da, einfach felsenfest

Mein „Freund“, mein Vater, mal dann und wann

 

Dass er mal da, wenn meine Noten gut

Wenn ich Sorgen, die keiner mit mir bespricht

Dass er mal da, brauche ich Halt und Mut

Dass er mal da, wenn das Rad am Puppenwagen bricht

 

Was habe ich so oft daran gedacht

An Stunden, in denen auch mein Vater hier

Dass er mit mir Kleinholz für den Ofen macht

Dass er sie bewundert, meiner Zöpfe „Maschen“ Zier

 

Was habe ich mich danach gesehnt

Dass er mit mir durch die blühenden Felder geht

Dass er einmal nur, mal abends, meinen Namen erwähnt

Mit mir die Sterne, die Milchstraße bewundert, alles, was dort oben am Himmel steht

 

Was wünschte ich mir, so oft, dass er mich sieht

Als Braut, als Mutter, gebeugt vom Schicksal, oft vergessen vom Glück

Dass er nicht mehr mit dem Fluch des Weines zieht

Dass er einmal noch da, noch einmal kehrt zurück

 

Im stillen Gebet stand ich vor seinem Grabstein

Meine Hände zum Gebet, Tränen in meinem Gesicht

Warum? Warum durfte mein Vater nicht bei uns sein

Warum er den Wein zum „Freund“ gewählt, der ihn nur zerbricht

 

Nur eine Rose für ihn, nur ein Kreuz mit seinem Namen

In aller Stille ruht er dort, wo er einst übersehen vom Glück

Herbstnebel zogen, die Schwalben wiederkamen

Warum, warum war er nicht da, wo es auch mich übersehen, das Glück

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                    27.08.2009

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