Donnerstag, 10. Oktober 2024

Alles anders, der Lauf der Zeit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto:©Elisabeth Anton

 

Alles anders, der Lauf der Zeit                    

Heimaterinnerungen

 

Da, da stand einst ein Haus

Da, da haben sie einst gewohnt

Hatzfelder gingen da mal ein, dort mal aus

Heute, alles still, alles mit „Geschichte“ belohnt

 

Ich stehe vor ihrer Vergänglichkeit

Da, da wo einst ein Haus gestanden

Alles fremd. Fremd jedes Gesicht, jeder Baum, die Wirklichkeit

Das Haus dort, das Haus dort, es kam abhanden

 

Wie niedergewalzt von der Geschichte Macht

So vieles in meiner Heimat schon verschwunden

Die Bohn-Ziegelfabrik steht schon lange nicht mehr, dem Erdboden gleichgemacht

Hatzfeld, dein Bild von damals sich zum Strauß meiner Erinnerungen gebunden

 

Dort, dort noch die Mauerreste zu sehen

Dort, dort steht noch vom Schweinestall die Tür zum Garten hin

Der Hollunder schon längst verwelkt, gestorben mit meinem Gehen

Die Sehnsucht nach Freiheit, welch leerer Sinn

 

Freiheit, Freiheit kann man nur in seinen Gedanken, seinem Herzen haben

Fernweh hieß mein Weg, zur damaligen Zeit

Den Stacheldrahtgrenzen entkommen, im Traum der Freiheit mich laben

Dann, dann erlebte ich eine traurige, sehr traurige Wirklichkeit

 

Wohlstand und Freiheit ließen die Menschen ohne Herz

In meiner Heimat spürte man, dass man dort daheim

Hier, hier spüre ich die Fremde, des Heimwehs Schmerz

Trotz Freiheit werde ich hier in der Fremde nie zuhause sein

 

Dort, dort ragen sie noch einsam zum Himmelszelt

Die vier Eisenstäbe, die einst den Taubenschlag getragen

Heimat, so verändert, so anders geworden, deine Welt

In den Gassen, da höre ich ihn nicht mehr, den uralten Pferdewagen

 

Ich höre ihn nicht mehr, in den Brunnen fallen

Den alten Eimer, wenn das Brunnenrad mir glitt aus der Hand

Ich höre es nicht mehr, das Froschkonzert durch die Nacht hallen

Am Akazienbaum keine Schaukel mehr, kein Kasten mit Sand

 

Deine artesischen Brunnen schon viele Jahre schweigen

Deine Glocken des Kirchturms nicht mehr von allen verstanden

An der Kaul gibt es sie schon lange nicht mehr, die stolzen Trauerweiden

Brauchtum und Sitten, schon lange nicht mehr vorhanden

 

Selbst dein Friedhof hat ein fremdes Gesicht

Nur manches Kreuz erinnert noch an die damalige Zeit

Deine Eiche im Stadtpark, sie thront im Sonnenlicht

Sie zeigt Stete, heimatliche Geborgenheit

 

Der alte Bahnhof, wie eingezwängt in die heutige Wirklichkeit

Rundum Häuserblocks, so fremd auch dieser Anblick

Die Sirenen der Fabriken rufen nicht mehr, jeden Tag zur gleichen Zeit

Weit, weit liegt alles schon zurück

 

Kein Mütterchen begleitet die Gänsescharen

Bis auch die letzten Küken in der Kaul schwimmen

Heimat, deine Lieder, einst, so edel, so schön sie waren

Heute hört man sie nicht mehr, die alten Lieder, die wunderbaren Stimmen

 

Drei Jahrzehnte haben fast alles ausgelöscht. Verändert, manches noch steht

Im Strom der Zeit hat die Geschichte auch Hatzfeld berührt

Heimat, mein Heimweh jeden Tag zu dir nach Hause geht

Bitter bereut, seit ich den wahren Preis für Freiheit tief in meiner Seele gespürt

 

©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld

                  24.08.2009

 

 

 

 

 

 

 

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