Foto:©Elisabeth Anton
Alles anders, der Lauf der Zeit
Heimaterinnerungen
Da, da stand einst ein Haus
Da, da haben sie einst gewohnt
Hatzfelder gingen da mal ein, dort mal aus
Heute, alles still, alles mit „Geschichte“ belohnt
Ich stehe vor ihrer Vergänglichkeit
Da, da wo einst ein Haus gestanden
Alles fremd. Fremd jedes Gesicht, jeder Baum, die Wirklichkeit
Das Haus dort, das Haus dort, es kam abhanden
Wie niedergewalzt von der Geschichte Macht
So vieles in meiner Heimat schon verschwunden
Die Bohn-Ziegelfabrik steht schon lange nicht mehr, dem Erdboden gleichgemacht
Hatzfeld, dein Bild von damals sich zum Strauß meiner Erinnerungen gebunden
Dort, dort noch die Mauerreste zu sehen
Dort, dort steht noch vom Schweinestall die Tür zum Garten hin
Der Hollunder schon längst verwelkt, gestorben mit meinem Gehen
Die Sehnsucht nach Freiheit, welch leerer Sinn
Freiheit, Freiheit kann man nur in seinen Gedanken, seinem Herzen haben
Fernweh hieß mein Weg, zur damaligen Zeit
Den Stacheldrahtgrenzen entkommen, im Traum der Freiheit mich laben
Dann, dann erlebte ich eine traurige, sehr traurige Wirklichkeit
Wohlstand und Freiheit ließen die Menschen ohne Herz
In meiner Heimat spürte man, dass man dort daheim
Hier, hier spüre ich die Fremde, des Heimwehs Schmerz
Trotz Freiheit werde ich hier in der Fremde nie zuhause sein
Dort, dort ragen sie noch einsam zum Himmelszelt
Die vier Eisenstäbe, die einst den Taubenschlag getragen
Heimat, so verändert, so anders geworden, deine Welt
In den Gassen, da höre ich ihn nicht mehr, den uralten Pferdewagen
Ich höre ihn nicht mehr, in den Brunnen fallen
Den alten Eimer, wenn das Brunnenrad mir glitt aus der Hand
Ich höre es nicht mehr, das Froschkonzert durch die Nacht hallen
Am Akazienbaum keine Schaukel mehr, kein Kasten mit Sand
Deine artesischen Brunnen schon viele Jahre schweigen
Deine Glocken des Kirchturms nicht mehr von allen verstanden
An der Kaul gibt es sie schon lange nicht mehr, die stolzen Trauerweiden
Brauchtum und Sitten, schon lange nicht mehr vorhanden
Selbst dein Friedhof hat ein fremdes Gesicht
Nur manches Kreuz erinnert noch an die damalige Zeit
Deine Eiche im Stadtpark, sie thront im Sonnenlicht
Sie zeigt Stete, heimatliche Geborgenheit
Der alte Bahnhof, wie eingezwängt in die heutige Wirklichkeit
Rundum Häuserblocks, so fremd auch dieser Anblick
Die Sirenen der Fabriken rufen nicht mehr, jeden Tag zur gleichen Zeit
Weit, weit liegt alles schon zurück
Kein Mütterchen begleitet die Gänsescharen
Bis auch die letzten Küken in der Kaul schwimmen
Heimat, deine Lieder, einst, so edel, so schön sie waren
Heute hört man sie nicht mehr, die alten Lieder, die wunderbaren Stimmen
Drei Jahrzehnte haben fast alles ausgelöscht. Verändert, manches noch steht
Im Strom der Zeit hat die Geschichte auch Hatzfeld berührt
Heimat, mein Heimweh jeden Tag zu dir nach Hause geht
Bitter bereut, seit ich den wahren Preis für Freiheit tief in meiner Seele gespürt
©Elisabeth Anton, Speyer / Hatzfeld
24.08.2009
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